Das ist zwar noch lange nicht so viel wie einst im Fall von Vergütungskönig Daniel Vasella, der sich sein Doppelmandat als Verwaltungsratspräsident und Konzernchef mit 40 und mehr Millionen Dollar vergolden liess. Trotzdem, der Lohnsprung in Basel macht den Novartis-Konzernchef auf einen Schlag zum bestverdienenden CEO der Schweiz, wenn nicht gar Europas. Er toppt damit sogar den ehemaligen Roche-Konzernchef Severin Schwan, der während Jahren immerhin Chef eines der wertvollsten Pharmakonzerne der Welt war.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Das Total der Vergütung für die Novartis-Konzernleitung stieg um fast einen Viertel auf 63,5 Millionen Dollar an.

Ich will mich hier nicht zu weit auf die Äste raus lassen bei der Beurteilung, ob Konzernchef Vas Narasimhan und seine Kollegen und Kolleginnen ihre Saläre «verdient» haben oder nicht. Doch wenn ein Vergütungssystem bei einem zwar hübschen, aber auch nicht berauschenden Umsatzwachstum von 8 Prozent derart grosse Lohnerhöhungen ausspuckt, dann fragt sich schon, ob kurz- und langfristige Faktoren richtig gewichtet sind. Zumal absehbar ist, dass es mit den annähernd zweistelligen Wachstumsraten bei Novartis schon bald vorbei sein wird.

Novartis stehen schwierige Zeiten bevor

Nach Roche steuert nämlich auch der zweite Basler Pharmakonzern auf eine giftige Patentklippe zu. Analysten und Analystinnen gehen davon aus, dass ab 2030 Umsätze von 20 Milliarden Dollar gefährdet sind, was fast der Hälfte der aktuellen Verkäufe entspricht. Die Stunde der Wahrheit schlägt ab 2025, wenn mit dem Herzmedikament Entresto der erste grosse Blockbuster seinen Patentschutz verlieren wird. Dann zeigt sich, ob Vas Narasimhan und seine Forschungsabteilung genügend PS auf den Boden bringen, um die dadurch entstehenden Umsatzrückgänge zu kompensieren.

Das aber hindert Novartis nicht daran, für das nächste Jahr bei den Entschädigungen nochmals über die Bücher zu gehen. Die Begründung: Man habe festgestellt, dass die derzeitige Vergütungspraxis im Industrievergleich im unteren Quartil liege. Mit anderen Worten: Der Pharmakonzern ebnet trotz dem rekordverdächtigen Lohnsprung bei Vas Narasimhan für das vergangene Jahr bereits den Weg für noch höhere Entschädigungen.

Wenn Pharmachefs wie Albert Bourla von Pfizer oder andere Umsatzkönige wie die Adipositas- und Alzheimerchampions Novo Nordisk und Eli Lilly mit Raten von 30 wachsen und damit Dutzende Millionen Dollar verdienen, dann treibt der Vergleich mit den Peers zwangsläufig die Saläre in die Höhe.

Das Beispiel Novartis zeigt deshalb einmal mehr: Der Verweis auf andere Unternehmen aus der gleichen Branche mag eine sichere Methode sein, um sich gegenseitig bei den Vergütungen hochzuschaukeln. Doch Vergütungssysteme sollten sich an der eigenen Performance und an den eigenen Realitäten des Unternehmens orientieren und nicht an den anderen.

Aber das Schielen auf die Konkurrenz bei den Salären ist ein Unsinn. Das gilt insbesondere dann, wenn man, wie Novartis, gleichzeitig den eigenen Aktienkurs mit Zahlen auf Talfahrt schickt, die unter den Erwartungen liegen, und wenn absehbar ist, dass härtere Zeiten auf das Unternehmen und seine Eigner und Eignerinnen zukommen.