Die Pharmaindustrie will ihr Imageproblem mit einer Art Geld-zurück-Garantie bekämpfen. Am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos wirbt Novartis-Chef Joe Jimenez für ein neues Preissystem, bei dem Medikamente nur bezahlt werden, wenn sie wirken.

Die jüngsten Kontroversen über Medikamentenpreise hätten die bereits angeschlagene Reputation der Pharmaindustrie weiter geschädigt, schreibt Novartis-Chef Joe Jimenez in einem Gastbeitrag auf der Webseite des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die Branche muss sich laut Jimenez stärker bemühen, zu zeigen, dass sie ihr Geld auch wert ist.

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Geld besser einsetzen

Um das zu erreichen, schlägt der Chef des Basler Pharmariesen eine Änderung im Preissystem vor: Die Pharmaindustrie soll sich für die Wirksamkeit ihrer Therapien bezahlen lassen anstelle für die Zahl der verkauften Pillen. Die Idee von Jimenez ist nicht neu. Novartis und Roche haben den Vorschlag schon vor zwei Jahren aufs Tapet gebracht. Am WEF soll die Geld-zurück-Garantie für Medikamente am Mittwoch an einem Rundtisch diskutiert werden.

Heute gebe es eine riesige Verschwendung im System, schreibt Jimenez. Viele Dinge, die das Gesundheitswesen wertvolle Dollars kosteten, hätten nur eine geringe Wirkung auf den Patienten. «Wir müssen uns auf diejenigen Interventionen konzentrieren, die den höchsten Nutzen bringen.»

Kurzfristige Kosten vs. langfristiges Denken

Eine Studie schätze, die Kosten im US-Gesundheitssystem könnten um einen Viertel gesenkt werden, wenn wirkungslose Behandlungen gestoppt werden könnten, schreibt Jimenez weiter. «Wir müssen den Fokus der Diskussionen auf den Wert und die Resultate lenken anstatt auf isolierte Kosten von Therapien.»

Die Pharmaindustrie ginge damit zwar ein höheres Risiko ein. Auf kurze Sicht könnten die Kosten eines solchen Systemwandels die Aktionäre beunruhigen. Aber um Nachhaltigkeit für das Gesundheitssystem zu erreichen, müsse man langfristig denken. Der Wechsel werde grössere Transparenz schaffen.

Gegenwind in den USA

Die Pharmaindustrie steht unter wachsendem Druck. Besonders in den USA waren die hohen Medikamentenpreise ein wichtiges Thema im jüngsten Wahlkampf. Die unterlegene Demokratin Hillary Clinton hatte sich den Kampf gegen den Wucher auf die Fahnen geschrieben. Auch Donald Trump, der am Freitag das Präsidentenamt übernimmt, verkündete jüngst, bei Medikamenten auf Preissenkungen zu drängen.

Bislang sind den Pharmakonzernen bei der Preissetzung in den USA kaum Grenzen gesetzt. Das führt zum Teil zu astronomisch hohen Preisen und regelrechten Eklats – etwa als bekannt wurde, mit welchem Aufschlag das Medikament EpiPen zur Behandlung allergischer Schocks von Mylan verkauft wurde.

In der Schweiz überprüft der Bundesrat die Medikamentenpreise und legt diese anhand eines Vergleichs mit den Preisen im Ausland fest. Pharmaunternehmen haben zudem mit einer Beschwerde beim Bundesgericht gegen verfügte Preissenkungen erreicht, dass künftig bei der Überprüfung auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis mit jenem von anderen, ähnlichen Arzneimitteln verglichen werden muss.

(sda/jfr)