Der dänische Bierbrauer Carlsberg macht einen Fünftel seines Umsatzes in Russland. Das grösste russische Bierunternehmen Baltika gehört zum Konzern. Baltika, eine Firma aus Sankt Petersburg, wurde erst 1990 gegründet. Carlsberg war lange nur Joint-Venture-Partner, wagte dann den Alleingang und hat jetzt ein echtes Problem. Das Russen-Business ist zur Hypothek geworden: Den Dänen droht eine Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit.

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Die grosse Furcht: Russland könnte lokale Vermögenswerte verstaatlichen. Moody's dürfte den Daumen senken und das Rating von Baa2 auf Baa3 herabstufen. Die Folge: Die Kosten auf Fremdkapital steigen. Investoren sind zurückhaltender mit neuem Geld.

Und selbst wenn der Worst Case – die Verstaatlichung – nicht eintreffen sollte: Es drohen grosse Verluste in Russland. Dazu kommt ein möglicher Spillover-Effekt wegen der hohen Inflation, der auf den Erträgen der nächsten Monaten lasten dürfte. Russland und die Ukraine trugen in der Vergangenheit rund zehn Prozent zum Gewinn von Carlsberg bei. 

Feldschlösschen gehört zu Carlsberg

Seit dem Jahr 2000 gehört Feldschlösschen zur internationalen Carlsberg-Gruppe. Carlsberg ist die viertgrösste Brauerei-Gruppe der Welt und die Nummer Eins in Nord- und Südeuropa 

Die Brauerei mit Sitz in Kopenhagen wurde im Jahre 1847 durch J.C. Jacobson gegründet und entwickelte sich vom Familienunternehmen zum weltumspannenden Konzern.

Erste Schritte unternommen

Carlsberg bemüht sich, den Schaden in Grenzen zu halten: Letzte Woche fällte der Bierbrauer eine Reihe von strategischen Entscheiden. Er prüft eine Ausgliederung des Business, um es als separate Einheit führen zu können. Ausserdem hat Carlsberg seine Investitionen in Russland gestoppt. Das Unternehmen beschäftigt rund 8500 Personen in Russland.

Die Produktion und der Verkauf der wichtigsten Biermarke des Konzerns – das gleichnamige Carlsberg — ist in Russland gestoppt. Auf Eis.

«Die Beschlagnahmung von Vermögenswerten ist angesichts der Formulierungen der russischen Behörden ein echtes Risiko», schreibt ein Analyst der Danske-Bank in einem Marktkommentar. «Dennoch glauben wir nicht, dass Carlsberg als erstes betroffen wäre, da das Unternehmen sich verpflichtet hat, offen zu bleiben und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen».

Schon früher Probleme mit dem Russland-Geschäft

Bereits vor dem Ukraine-Krieg plagten Carlsberg Probleme mit dem Russland-Geschäft. Der Niedergang des Rubels hat Spuren in der Bilanz und Erfolgsrechnung des Konzerns hinterlassen. Dabei waren die Hoffnungen einst gross. Carlsberg hat 2008 die volle Kontrolle über den russischen Brauer Baltika erlangt. Es folgte eine Regulierungswelle, die Steuern stiegen, schliesslich kam der Einmarsch in die Krim, dann in die Ukraine. Der Kauf von Baltika mutierte vollends zum Flop. 

Das Management hielt bis vor kurzem noch eisern am Geschäft fest. «Es ist ein starker Wunsch, egal ob man mit dem Top-Management oder dem Verwaltungsrat spricht, das Russland-Geschäft stark zu halten, um sicherzustellen, dass wir davon profitieren, wenn sich der Markt endlich erholt», sagte der langjährige CEO Jørgen Buhl Rasmussen noch im Nachgang zum Aufmarsch auf der Krim.

Rückblickend ist dieses Statement besonders kurzsichtig gewesen. Der Aktienkurs sinkt aktuell. Das Minus seit dem Jahresbeginn: 30 Prozent! 

(tdr)