In der neusten Ausgabe der «Handelszeitung» kritisiert Strommanager Samuel Leupold die hiesigen Verhältnisse scharf. «Weite Teile der Schweizer Stromindustrie arbeiten nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern sind politisch gesteuert.» Gepaart mit mangelnder Sachkompetenz gewisser Aufsichtsgremien sei dies eine «toxische Mischung».

Angesprochen auf jene Wasserkraft-Betreiber, die nun in Bundesbern Staatshilfe verlangen, sagt Leupold: «Diejenigen, die heute am lautesten nach Subventionen schreien, haben die jetzige Schieflage ihrer Unternehmen selber mitverursacht. So wurden beispielsweise milliardenteure Pumpspeicher realisiert, obwohl es bereits zu Baubeginn keinen tragfähigen Business Case gab.» Die Probleme der Wasserkraft würden jetzt einfach auf die Steuerzahler oder die Stromkonsumenten abgewälzt. «Damit erzieht Bundesbern die Unternehmen dazu, nicht die Verantwortung zu tragen, sondern bei Fehlentscheiden auf Staatshilfe zu hoffen.»

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Akzeptable Rendite

Strommanager Leupold plädiert für eine harte Haltung: «Im Gegensatz zu UBS und Co. droht in der Stromwirtschaft kein Bank Run. Der schlimmste Fall wäre der Konkurs einzelner Unternehmen. Die Infrastruktur bleibt selbst in diesem Fall erhalten.» Ein Sachwalter würde die Geschäfte übernehmen und neue Investoren suchen, welche die Anlagen zu einem Preis erwerben könnten, der ihnen eine akzeptable Rendite ermögliche.

Das frühere BKW-Konzernleitungsmitglied setzt auch ein Fragezeichen hinter die neue Strategie der Stromkonzerne, Millionen ins Service- und Dienstleistungsgeschäft zu investieren: «Ein Stromkonzern kann auch eine Gummistiefelfabrik kaufen, die schöne Renditen abwirft. Service und Dienstleistungen dienen einzig der Diversifizierung, was renditeorientierte Aktionäre eigentlich nicht schätzen.» Die Probleme im Kerngeschäft seien damit nicht gelöst. «Ich bin der festen Überzeugung, dass die DNA dieser Unternehmen nach wie vor im Infrastruktur- und Kraftwerksgeschäft liegt.» Dieses gelte es profitabel zu machen.

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