Tesla macht ernst: Selbst die deutsche Bürokratie und Umweltauflagen können die Auslieferung des neuen Tesla Modells Y in Europa nicht stoppen. Anstatt wie geplant im Juli aus der ersten europäischen Gigafactory in Grünheide bei Berlin zu produzieren, hat Tesla umdisponiert und importiert die Autos erst einmal aus Shanghai

Heute wird das Modell Y in Zürich vorgestellt, von September an sollen die ersten Fahrzeuge in der Schweiz und anderen europäischen Ländern an Kunden übergeben werden.

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VW und Audi sind schon da

Der Schritt von Tesla, mit dem Verkauf des neuen Mittelklasse-SUV nicht auf den europäische Produktionsstart zu warten, darf durchaus als weitere Kampfansage an die deutschen Hersteller verstanden werden, die mittlerweile mit neuen Modellen im lukrativen E-SUV-Segment Fuss fassen.

Der ID4 von VW und Audis E-Tron haben in der Schweiz in den ersten sieben Monaten zusammen 1281 Fahrzeuge verkauft, dieses Segment will Tesla schnell erschliessen.

Gleichzeitig trifft Tesla zum ersten Mal bei einer Markteinführung auf direkte Konkurrenten. Das Mittelklasse-Segment ist mittlerweile das wichtigste Geschäft von Tesla. Das Modell 3 von Tesla hat als Marktführer im E-Markt bis Ende Juli 2256 Fahrzeuge abgesetzt, der direkte Konkurrent ID3 von Volkswagen kommt auf 1491 Exemplare. Die höher positionierte Modelle S und X verkauften im selben Zeitraum zusammen lediglich 26 Exemplare.

Lukrative Plattform

Modell 3 und Y beruhen auf der gleichen Plattform, unterscheiden sich lediglich im Karosserieaufbau. «Die Standard-Version mit LFP-Batterien, wie beim China-Model 3, ist sehr interessant für die Tesla –Gewinne. Normalerweise haben Einstiegsvarianten immer schlechte Margen. Bei Tesla stimmt das für Model 3 und Model Y aus China nicht mehr», sagt Auto-Papst und Professor Ferdinand Dudenhöffer.

Zuerst kommt das Model Y in der Konfiguration Maximale Reichweite (Longe Range) nach Europa, die Performance-Variante wird voraussichtlich Anfang 2022 eingeführt. Die Longe-Range-Version ermöglicht eine WLTP-Reichweite von 507 Kilometer, sprintet in 5,1 Sekunden auf 100 km/h und ist maximal 217 km/h schnell. Die Preise beginnen bei 62'000 Franken.

 Bochum, Deutschland, 12.02.2020: Ferdinand Dudenhöffer beim Car Symposium. *** Bochum, Germany, 12 02 2020 Ferdinand Dudenhöffer at the Car Symposium

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer: «BMW muss schneller in Richtung vollelektrisches Auto gehen»

Quelle: imago images/Jürgen Schwarz

Nachholbedarf bei BMW

Eine interessante Analyse stellt Auto-Experte Dudenhöffer auf, der Model 3 und Model Y mit der meistverkauften Baureihe der Bayern, der 3er/4er-Reihe vergleicht. Sowohl Model Y als auch BMW 4er sind Karosserievarianten (Cross-Over) der gleichen Struktur.

Umso erstaunlicher ist für Dudenhöffer die Stärke von Tesla im klassischen BMW-Segment der sportlichen Limousinen. «Tesla hat weltweit im ersten Halbjahr 40 Prozent mehr Model 3/Y verkauft, als BMW von seiner 3er/4er Baureihe. Das zeigt die Stärke von Tesla bei sportlich-orientierten Autokäufern.»

Und er hat auch eine Empfehlung für den bayrischen Hersteller: «BMW muss schneller in Richtung vollelektrisches Auto gehen, um wichtige Kundengruppen nicht zu verlieren. Insofern ist die Auslieferung des Model Y in Europa eine weitere Kampfansage an die klassischen Premiumhersteller. Übers Gesamtjahr dürfte sich der Tesla Abstand bei Model 3/Y zur BMW 3er/4er Reihe weiter ausweiten.»