Eigentlich hat ja die Migros einen neuen CEO, und der Romand Fabrice Zumbrunnen zeigt sich auch weniger schwach besaitet, als seine Kulturbeflissenheit zunächst vermuten liess. Dennoch überfällt uns vor der morgigen Kür des neuen VR-Präsidenten ein spezieller Rekrutierungswunsch: Es braucht jemand, der dazwischen schlägt wie der Speaker des britischen Unterhauses.

John Bercow heisst der Mann, der schon wegen seiner schrillen Krawattenwahl in die grosse Linie der britischen Exzentriker gehört. Doch was ihn besonders auszeichnet: Niemand kann so herrlich tief gurgelnd «Oooordäääär» rufen, wenn das Parlaments-Chaos neue Höhen erreicht – was dieser Woche mal wieder der Fall war. Aber damit will ich Sie nicht langweilen. Bleiben wir lieber bei unserer Migros. Denn auch da ist das Chaos gewaltig.

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Die Wetten laufen längst auf Nold

Da haben sich also der Verwaltungsrat und das Büro der Delegiertenversammlung für die externe Kandidatin Jeannine Pilloud ausgesprochen, und die Ex-SBB-Frau lief schon flötend durchs Land in dem Glauben, sie sei sicher gewählt – markige Sprüche inklusive.

Doch dann schlug die Migros-Maschinerie zurück: Angeblich soll die Migros auch Doris Leuthard angefragt haben, was allerdings niemand bestätigen will. Auch soll Zumbrunnen lieber die Insiderin Ursula Nold als die forsche Pilloud wollen – aber auch dafür gibt es keine Bestätigung. Das Chaos komplett machte Ex-Migros-Chef Jules Kyburz, der sich im «Migros Magazin» für Nold aussprach – und damit gegen den eigenen Verwaltungsrat. Wohlgemerkt: Das Migros-Magazin untersteht der Zumbrunnen-Vertrauten Sarah Kreihenbühl. Offenbar störte sie die Parteinahme nicht – ein Votum für Pilloud suchte der aufmerksame Leser vergebens.
 
Morgen stimmen die 110 Delegierten ab. Die Wetten laufen längst auf Nold. Dann hätte die Migros ohne Not eine externe Kandidatin verbrannt. Winkte Leuthard ab, weil sie sich dieses Chaos nicht antun wollte? Bei Coop herrscht noch immer Big Mann Loosli. Der sorgt für «Oooordäääär» – und kann Big Doris, wenn sie dann will, bei seinem Abtritt einfach auf seinen Stuhl setzen.

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Dirk Schütz
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