Ohne Immobilien-Features geht bei der Digitalisierung nichts: Als Vertreter von Smile, der Direktversicherungssparte von Helvetia, Mitte September ihre Super-App vorstellten, fehlte auch der Marktplatz mit einem Zugang zu Moneypark nicht.Die Smile-Super-App nach chinesischem Vorbild will «im Alltag relevant sein, früh die Kundinnen und Kunden in der Wertschöpfungskette abfangen und regelmässig mit den Kundinnen und Kunden interagieren», wie ein Vertreter von Smile an der Präsentation im Rahmen der Konferenz Finance 2.0 in Zürich sagte.

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Einmal-im-Leben-Ereignisse wie ein Immobilienkauf und alltägliche Interaktionen schliessen sich dabei nicht aus – im Gegenteil. Bevor es zu einem Immobilienkauf kommt, haben die Interessierten bereits etliche Schritte absolviert: Die wichtigsten beiden Customer Journeys, wie man diese «Reise der Kundinnen und Kunden» zwischen vager Absicht und Unterschrift unter einen Vertrag bezeichnet, beginnen entweder bei der Suche auf einem der Immobilienmarktplätze, bei denen sich Versicherungen in den vergangenen Jahren gegenüber Banken massgeblich als sehr ernst zu nehmende Konkurrenten etabliert haben.

Banken und Versicherungen als Player

Oder die digitale Reise beginnt nach einer Entdeckung in der realen Welt bei der Auswahl einer Hypothek beziehungsweise eines entsprechenden Kreditgebers. Kreditfabriken und Kreditplattformen setzen hier an, und auch hier liefern sich Banken und Versicherungen, in Kombination mit weiteren, ein Wettrennen um die Dominanz.

Ergänzt werden diese Customer Journeys nach dem Kauf oder nach einer Vermietung um zahlreiche weitere mögliche digitale Angebote. Grosse Versicherungen wie Baloise und Helvetia haben hier Startups zusammengekauft, die nach und nach zu «Immobilien-Customer-Journeys» zusammengefügt werden sollen.

Etliche Startups stocken ihre Belegschaft um mehr als 20 Prozent auf.

Hier dominiert die Vorstellung, dass einmal gewonnene Kundinnen und Kunden auch die leichtesten beziehungsweise günstigsten Ziele für ergänzende Services sind: Wer die Wohnung oder das Haus wechselt, benötigt auch einen Umzugsdienst, einen Putzservice und – hier kommen die Versicherungen ins Spiel – neue Policen für die Deckung der Risiken.

Die Covid-19-Pandemie hat auch hier vieles beschleunigt: Die Analysten und Analystinnen der Bank Vontobel sprechen dabei von «zwei Jahren, die in zwei Monaten stattfanden». Besonders im Fokus ist der Immobiliensektor. Denn das ist – nach Healthcare – gemäss IHS World Industry Service der zweitgrösste mögliche Gebührenpool, der neu verteilt werden kann.

Die Proptechs, die auf den Immobilienbereich spezialisierten Tech-Unternehmen und Startups haben gemäss einer vom Branchendienst Swiss Prop Tech und der Credit Suisse veröffentlichten Bericht den Stresstest, der durch die Corona-Krise bewirkt worden war, «gut überstanden». Zwar hielt man auch hier im April 2020 «die Luft an», aber anschliessend erfolgte eine Erholung, welche sich auch bei den Umsatz- und Einstellungszahlen der Proptechs in der Schweiz bemerkbar macht: Etliche Startups stocken ihre Belegschaft um 20 und mehr Prozent auf – und bei den Umsätzen stellt man sich auf Zuwächse zwischen 20 und 200 Prozent ein.

Zu den drei wichtigsten Erfolgsfaktoren gehören gemäss einer Umfrage unter Experten und Expertinnen der Kundennutzen, ein gutes Führungsteam und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Bemerkenswerterweise spielt die Finanzierung als Erfolgsfaktor lediglich eine untergeordnete Rolle, wobei viele junge Unternehmen hier dennoch scheitern.

Besichtigung mit VR-Brille

Die von Swiss Prop Tech und der Credit Suisse besonders erwähnten drei Proptechs widerspiegeln denn auch die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre, bei der Corona und der Klimawandel die herausragenden Themen der Zeit sind: Die Firmen Hegias und Luucy haben Lösungen entwickelt, mit denen die Beteiligten in der Immobilienbranche über virtuelle Realität untereinander kommunizieren und zusammenarbeiten können beziehungsweise mit denen eine interaktive Planung in drei Dimensionen mit digitalen Mitteln vorgenommen werden kann. Und das Startup E-nno hat sich auf das Thema Energieeffizienz spezialisiert: Durch auf Daten gestützte Optimierungen lässt sich nach dem dritten Monat der Energieverbrauch von Gebäuden spürbar senken.

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