Toyota testet derzeit ein Solar-Automobil, das nie mehr an die Ladestation muss: Es kann sich bei der Fahrt mit Sonnenenergie aufladen. Ziel des Projekts ist es, dass die Fahrzeuge am Ende komplett mit Sonnenenergie versorgt werden. Und dass sie ganz unabhängig von Ladestationen herumfahren können.

Der umgebaute «Prius» von Toyota wird derzeit auf öffentlichen Strassen getestet. 

Der bekannte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält wenig von der Zukunftsvision aus Japan: «Die Sonnenenergie, die für einen alltagstauglichen Betrieb eines Elektroautos notwendig ist, finden Sie allenfalls in der Sahara», sagt Dudenhöffer: «Aber nicht in unseren Breitengraden.»

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Man benötige zudem eine Batterie, die Sonnenenergie speichern kann. Diese seien nach wie vor kostspielig. 

Dudenhöffer erinnert daran, dass Toyota nicht der erste Fahrzeughersteller ist, der mit Solarpanels auf dem Auto-Dach experimentiert. Ein anderes Beispiel: die Münchner Firma Sonomotors. Deren visionäres Modell «Sion» wurde bereits an Automessen vorgestellt und hat über 10'000 Vorbestellungen.

Doch auch dort ist die Reichweite des Solar-Elektromobils eingeschränkt.

Eine nette Ergänzung zur Ladestation

Die Reichweite war bis vor nicht allzu langer Zeit auch bei herkömmlichen Elektroautos ein Problem, um als Alternative zu Verbrennern im Alltag dienen zu können. Inzwischen schaffen sie hunderte Kilometer Reichweite. 

Bei Autos, die den Strom aus Solarpanels schöpfen sollen, ist die Ausgangslage aber laut Dudenhöffer anders: «Die Solarpanels führen vielleicht dazu, dass man zehn Minuten weniger an der Ladestation warten muss. Aber ob ein solches Auto in Serie geht, bleibt höchst fraglich.»

Sono Motors

Der «Sion» der Münchner Firma Sono Motors fährt auch mit Solarpanels – die kaum erkennbar sind auf dem Elektroauto. 

Quelle: ZVG

Laut Dudenhöffer werde man künftig nie zu 100 Prozent mit Solarenergie fahren können. «Den Traum des Perpetuum mobile hat die Menschheit schon lange», meint der deutsche Automobil-Professor. «Aber nach meiner Einschätzung wird die Reichweite zu gering sein.»

Kalifornien oder Sibirien?

Toyota schreibt in der Medienmitteilung: Fahre man den Prototypen an vier Tagen pro Woche maximal 50 Kilometer, dann komme das Auto ohne Steckdose aus. Grund dafür sei der überdurchschnittliche Wirkungsgrad der Solarpanels von 34 Prozent. Normalerweise liegt sie bei 20 Prozent.

Ferdinand_Dudenhöffer

Der wohl bekannteste Autoexperte im deutschsprachigen Raum: Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen.

Quelle: ZVG

Für Dudenhöffer sind diese Angaben unpräzise: «In welcher Klimaregion kann das Auto diese 50 Kilometer zurücklegen? In Kalifornien oder in Sibirien? Kann man auch die Klimaanlage oder das Licht einschalten oder ist der Strom dann gleich weg?», fragt sich der Experte.

Verdacht: eine PR-Aktion

Er glaubt vielmehr an eine PR-Aktion von Toyota. «Seit der Einführung des Hybrid-Modells 'Prius' vor zwanzig Jahren ist es still geworden um Toyota. Sie wollen nun mit solchen Prototypen zeigen, dass sie auch bei den neuen Mobilitätsthemen dabei sein möchten» sagt Dudenhöffer, der mit seinem CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen mitten im Autoland Deutschland sitzt. «Dabei fährt Toyota gnadenlos hinterher.»

Für Dudenhöffer sei der umgebaute Solarenergie-'Prius' «eine nette Geschichte», die aber die Probleme der Elektroautohersteller nicht löse.