Wir schreiben das Jahr 4000 vor unserer Zeitrechnung. Das Leben ist karg. Die Menschen zimmern sich gemeinschaftliche Bauernhöfe, ziehen als Nomaden umher oder leben in Höhlen. Eine dieser Höhlen heisst heute Areni-1 und liegt in der armenischen Provinz Wajots Dsor. Sie weist drei Räume auf: Einen nutzten die Bewohner zum Wohnen, einen anderen für die Tiere und den dritten für spirituelle Bestattungsrituale – dabei fehlte auch der Wein nicht. Das bezeugt eine vor Ort gefundene Weinpresse. Sie ist sechstausend Jahre alt, was sie zur ältesten der Welt und Armenien zur Wiege des Weins macht.

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Trotzdem ist Armenien vielen unbekannt. Dabei wachsen hier einheimische Juwelen: Da ist etwa die Weissweintraube Voskehat, die sinngemäss übersetzt Goldtropfen heisst. Nicht ohne Grund, denn die Farbstoffe in der Schale verleihen dem Wein einen goldenen Ton. Dazu kommt ein gehaltvoller Gaumen, doch in der Nase erwarten einen feine Zitrusnoten.

Noch spannender ist der Star der armenischen Trauben: Areni. Ähnlich dem Syrah aus dem nördlichen Rhonetal kommen diese Weine mit Finesse daher und brauchen wenig Holzausbau. Mittlerweile zeigen aber innovative Winzer, dass sich die Traube auch mit Barriques verträgt und kraftvolle Speisebegleiter hervorbringt.

Typisch: Auf Noahs Spuren

<p>NOA Reserve Red Dry Wine Armenia

https://www.brack.ch/noah-of-areni-noa-reserve-red-dry-wine-armenia-0-75-l-1053840

https://www.brack.ch/noah-of-areni-noa-reserve-red-dry-wine-armenia-0-75-l-1053840</p>

Noah of Areni Reserve

Der Hausberg der Armenier ist der Ararat, auch wenn er auf türkischem Boden steht. Auf dem Ararat landete nach der Sintflut die Arche Noah. Dieser Geschichte ist der Wein Noa gewidmet. Der Schweizer Jakob Schuler kreierte mit seinem Team vor Ort diesen reinen Areni. Vollmundig und gefällig bereitet er bei jedem Abendessen Freude.

Noa – Noah of Areni Reserve, Wajots Dsor, Armenien, 2020, 49 Franken, 15% vol. Alk.

Ihre Einzigartigkeit verdanken die armenischen Sorten einem Glücksfall. In den 1870er-Jahren kämpften die europäischen Winzer mit der wohlklingenden, aber tödlichen Phylloxera. Die Reblaus, das aus den USA eingeschleppte Biest, zerstörte die Wurzelstöcke jahrzehntealter Reben und stürzte Weinbauern in die Verzweiflung. Erst eine Wurzelstocklösung aus den USA selbst löste das Problem: Man pfropfte bekannte Trauben auf resistente Wurzelstöcke. In Armenien hingegen wächst noch immer das Original. Aus einem einfachen Grund: Niemand interessierte sich zu jener Zeit für armenischen Wein.

Doch es ist ein Schutz auf Zeit. Die Weinregion Wajots Dsor im Süden erfreut sich wegen des Klimas und des Terroirs immer grösserer Beliebtheit. Es herrschen ideale Voraussetzungen für internationale Traubensorten, was immer mehr Weinbauern erkennen. Zumal sich ein Merlot einfacher erklärt und verkauft als ein Areni.

Den ansässigen Weinbauern ist das ein Graus. Sie protestieren vehement, denn sie fürchten, dass so die Phylloxera ins Land kommt und ihre Areni, Voskehats und Tozots zerstört. Noch schlimmer: Die Regierung liebäugelt damit, die Region in «Arpi Valley» umzubenennen. Das sei eingängiger als «Wajots Dsor» und erinnere an das erfolgreiche Napa Valley. «Bullshit», lautet die Antwort der Weinbauern.

Eine Antwort ganz nach meinem Gusto. Denn wer die armenische Vielfalt einmal gekostet hat, will mehr davon. Und keine weitere Cabernet-Sauvignon-Merlot-Cuvée, wie sie mittlerweile alle machen.