So viel Reichtum wie heute gab es noch nie: Auf 431 Billionen Dollar sind die globalen Vermögen gestiegen. Das ist trotz Corona-Krise ein Wachstum von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch in der Schweiz wuchsen die privaten Vermögen im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 4,6 Billionen Franken.

So steigt auch die Zahl der Millionäre und Ultra-Reichen weiter an. Dabei bilden die persönlichen Finanzvermögen mit 250 Billionen Dollar den grössten Teil – reelle Vermögenswerte wie Immobilien machen mit 235 Billionen etwas weniger als die Hälfte aus. Das zeigt der Global Wealth Report der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG). 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Für dieses Allzeithoch sorgten im Corona-Jahr ein sprunghafter Anstieg der Netto-Ersparnisse und die boomenden Aktienmärkte, welche durch die Geldpolitik der Zentralbanken angeheizt wurden. Vor allem Bargeld und Einlagen stiegen um fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was den grössten jährlichen Anstieg seit 20 Jahren darstellt.

«Die Finanzvermögen halten der Covid-Krise stand», sagt Anna Zakrzewski, die die Vermögensverwaltung bei BCG verantwortet. Dies ist vor allem im Vergleich zu früheren Wirtschaftseinbrüchen untypisch: In der Finanzkrise 2008 etwa brachen die Vermögen um fast 8 Prozent ein. 

Fast die Hälfte des globalen Finanzvermögens ist in den Händen von sehr vielen Millionären, während Milliardäre 7 Prozent davon besitzen. In der Schweiz ist dieser Anteil grösser: Hier halten die Milliardäre 16 Prozent aller Vermögen.

Während in den USA und China die meisten Millionäre leben, kommt die Schweiz weltweit auf den fünften Platz. Interessant dabei: In keinem anderen Land der Welt ist die Millionärsdichte so hoch wie in der Schweiz, selbst in den USA nicht, wo rund zwei Drittel aller Millionäre der Welt leben.

Bis zum Jahr 2025 werden die Finanzvermögen weiter auf 315 Billionen Dollar ansteigen, schätzen die Experten von BCG. Allerdings ist der Reichtumszuwachs nicht gleichmässig über die Welt verteilt, sondern wird zu fast 90 Prozent in Nordamerika, Asien und Westeuropa stattfinden. 

Allerdings werde Westeuropa in den kommenden Jahren abgehängt, denn die Vermögensbildung konzentriert sich auf Nordamerika und Asien, so die Studienautoren.

Schweiz ist führendes Finanzzentrum

Die Schweiz ist derzeit noch das grösste grenzüberschreitende Finanzzentrum der Welt – hier werden mit 2,4 Billionen Dollar die meisten Vermögen von ausländischen Anlegern verwaltet. An zweiter Stelle folgt Hongkong mit 2,1 Billionen Dollar.

Doch in zwei Jahren wird der Studie zufolge Hongkong den Spitzenplatz einnehmen. Dafür sorgen vor allem die horrenden Vermögen aus Festland-China, die in die ehemalige britische Kolonie fliessen. Bis 2025 wird Singapur drittgrösstes Finanzzentrum, denn die verwalteten Vermögen wachsen im südostasiatischen Inselstaat derzeit am schnellsten – denn aufgrund der instabilen politischen Lage in Hongkong verlagern viele Anleger ihr Vermögen lieber nach Singapur.

In der Schweiz hingegen wachsen die verwalteten Vermögen in den kommenden Jahren nur noch um rund 3 Prozent. Vor allem weil immer weniger Vermögen aus Deutschland, Frankreich und Italien hierzulande angelegt werden. Derzeit stammen 40 Prozent aller ausländischen Vermögen aus Westeuropa, 25 Prozent aus dem Nahen Osten und Afrika. Am stärksten wachsen die Vermögenszuflüsse in Zukunft aus neuen Ländern im Nahen Osten und Afrika, Asien, aber auch aus Osteuropa, heisst es im Bericht.

60'000 Ultra-Reiche weltweit

Nicht nur, dass es immer mehr Millionäre auf der Welt gibt und diese immer reicher werden. Auch die Zahl der Multi-Millionäre steigt: In den vergangenen fünf Jahren kamen jährlich 9 Prozent hinzu; allein im Corona-Jahr waren es 6000.

Laut Global Wealth Report gibt es heute 60'000 Ultra-Reiche (Ultra-high-net-worth individuals, UHNWI) auf der Welt – das heisst Menschen, deren Vermögen 100 Millionen Dollar übersteigt. Sie besitzen 22 Billionen Dollar, was 15 Prozent des gesamten investierbaren Vermögens auf der Welt ausmacht.

Doch sie verteilen sich nicht gleichmässig über die Welt: Heute stammt die Hälfte aus den USA und China. Während es in Amerika bereits seit langem die meisten Ultra-Reichen gibt, holt China kräftig auf und könnte die USA bis Ende des Jahrzehnts überholen. 

Wenn das Wachstum anhält, wird China bis 2029 die meisten Ultrareichen haben, und zwar rund 10 Billionen an Ultra-Vermögenswerten – mehr als irgendwo sonst auf der Welt.

Wer sind die Ultra-Reichen?

In China beispielsweise gehören die meisten Superreichen der ersten Generation an, das heisst sie sind die ersten in ihrer Familie, die es zu einem solchen Reichtum gebracht haben.

Während in den USA zwei Drittel der Ultra-Reichen Self-Made-Millionäre sind, macht in Europa geerbtes Vermögen fast die Hälfte des gesamten «Ultra-Vermögens» aus.

Inzwischen gehören immer mehr Frauen zur Gruppe der Ultra-Reichen: Mit 12 Prozent sind sie zwar noch klar in der Minderheit, doch ihr Anteil wächst stärker als je zuvor. Die meisten weiblichen Superreichen leben in den USA, Deutschland und China.

Mehr zum Thema