Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren in vielen Branchen an Bedeutung gewonnen, und der Versicherungssektor bildet da keine Ausnahme. Insbesondere bei der Erstellung von Angeboten erlebt die Branche einen signifikanten Wandel, bei dem sowohl digitale Kanäle als auch persönliche Beratung weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.

Trotz der zunehmenden Popularität und Effizienz digitaler Lösungen bleibt der menschliche Faktor in der Versicherungsbranche von zentraler Bedeutung. Das zeigen die Ergebnisse des dritten Swiss Insurance Monitor aus diesem Jahr, einer repräsentativen Versicherungsstudie mit kontinuierlichem Customer Journey Tracking und der Analyse von Fokusthemen (1). Es ist eine Balance zwischen Technologie und persönlichem Kontakt, die die Kundenerwartungen im Sektor darstellen. Zudem zeigt sich: Online-Kanäle und insbesondere Online-Vergleichsportale als grosse Gewinner erleben einen signifikanten Aufschwung und sind zum ersten Mal der insgesamt meistgenutzte Kanal noch vor Versicherungsvertreterinnen und Makler.

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Autoren:
Marco Schulz, Geschäftsführer elaboratum suisse
Immo Hütte, Director Marketing & Digital Intelligence, FinanceScout24

Persönliche Kundenberaterinnen und -berater vs. digitale Kanäle

Trotz des wachsenden Einflusses digitaler Kanäle behalten persönliche Kundenberaterinnen und -berater ihre herausragende Rolle in der Angebotsphase im Schweizer Versicherungsbereich bei. 

Gleichzeitig zeigt die Untersuchung, dass die befragten Personen nicht nur planen, in Zukunft vermehrt online mit Versicherungen zu interagieren, sondern bereits jetzt eine leichte Präferenz für Online-Kanäle bei der Informationssuche, der Kalkulation von Versicherungsangeboten und der Schadensbearbeitung haben. 

Es ist zu beachten, dass bei vertrauensbasierten Vorgängen, wie Vertragsabschlüssen und Kündigungen, oft der Offline-Ansatz gewählt wird. Dies zeigt, dass trotz digitaler Technologien persönliche Interaktionen mit Versicherungsunternehmen weiterhin Vertrauen und Sicherheit bieten.

Hybride Ansätze und hochwertige Tools

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Die Befragten haben die nachfolgende Fragstellung beantwortet: «Wie evaluieren Sie die Verwendung von neuen Technologien im Austausch mit Kundenberatern?»

Quelle: ZVG

Die Kundengewinnung in der Versicherungsbranche hat sich digitalisiert, wobei viele Beraterinnen und Berater digitale Tools nutzen. Kundinnen und Kunden schätzen besonders die kombinierte Beratung, eine Mischung aus digitalen Mitteln und persönlichem Kontakt. Diese hybride Methode, die eine strukturierte Beratung mit Effizienz verbindet, erfordert qualitativ hochwertige, benutzerfreundliche Tools, die gut in bestehende Systeme integriert sind. Die Branche bewegt sich hin zu einem Omnikanal-Ansatz, bei dem menschliche Expertise durch Digitalisierung ergänzt wird. Dies fördert nicht nur die Effizienz, sondern steigert auch die Kundenzufriedenheit durch mehr Flexibilität und Komfort. In diesem Kontext werden kundenorientierte digitale Lösungen für Versicherer zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. 

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Den Befragten wurde die Frage gestellt, über welchen Kanal die günstigste Versicherungsprämie und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erwartet wird.

Quelle: ZVG

Kanalabhängige Preiserwartungen

Neben der Art der Informationsbeschaffung und Betreuung wirken sich auch die Preiserwartungen der Kundinnen und Kunden auf deren Wahrnehmung und deren Entscheidungen in der Phase der Angebotserstellung aus. Die Analyse zeigt, dass etwa ein Drittel der Kundinnen und Kunden erwartet, dass die Preise für Versicherungsprodukte über alle Kanäle hinweg gleich sein sollten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer einheitlichen Preisstrategie und -gestaltung über die zentralen Kanäle, um Vertrauen und Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden zu gewährleisten.

Darüber hinaus ist zu beobachten, dass viele Kundinnen und Kunden davon ausgehen, dass es Unterschiede in den Preisen und im Preis-Leistungsverhältnis zwischen den verschiedenen Kanälen gibt. Insbesondere werden Online-Vergleichsportale oft als die beste Option angesehen (39 %), um den geringsten Preis zu erhalten. 

Digitale Plattformen vs. persönliche Beratung: Die Nuancen liegen im Preis-Leistungsverhältnis

Wenn Kundinnen und Kunden das beste Preis-Leistungsverhältnis suchen, ziehen viele Online-Vergleichsportale in Betracht. 31 % glauben, dort das beste Angebot zu finden. Aber Versicherungsvertreterinnen und -vertreter sind auch beliebt, denn 16 % der Kundinnen und Kunden erwarten hier ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Der Unterschied zwischen den beiden ist also nicht so gross, wie wenn nur der Preis allein betrachtet wird. Dies deutet darauf hin, dass viele Kundinnen und Kunden zwar erwarten, bei Versicherungsvertreterinnen und -vertretern eventuell mehr zu zahlen, jedoch durch die persönliche Beratung ein adäquates oder sogar besseres Preis-Leistungsverhältnis zu erhalten. Ein besonders interessanter Aspekt: Bei Kundinnen und Kunden, die direkt von Versicherungsvertreterinnen und -vertretern beraten werden, liegt die Erwartung, dort das beste Preis-Leistungsverhältnis zu bekommen, bei 21 %. Im Vergleich dazu setzen 28 % dieser Kundinnen und Kunden ihr Vertrauen in Online-Vergleichsportale. Dies zeigt die Bedeutung beider Kanäle in der Wahrnehmung, wobei persönliche Beratung somit einen signifikanten Wert behält, selbst wenn sie in direkter Konkurrenz mit digitalen Angeboten steht.

Künstliche Intelligenz in der Angebotsphase

Die Anwendung von KI in diesem Kontext gewinnt trotz eines generell eher begrenzten Interesses zunehmend an Bedeutung. Dies lässt darauf schliessen, dass es spezifische Bereiche gibt, in denen KI einen bedeutenden Mehrwert bieten kann, insbesondere wenn es darum geht, den Kundinnen und Kunden effiziente und präzise Angebote anzubieten. Das steht sicher auch im direkten Zusammenhang mit den teilweise immer noch komplexen Angebotsprozessen und Angebotsrechnern und damit dem erwarteten Mehrwert durch den Einsatz künstlicher Intelligenz.

In Anbetracht der vorliegenden Entwicklungen wird deutlich, dass die Versicherungsbranche sich inmitten eines tiefgreifenden Wandels befindet. Die Kombination aus menschlicher Expertise und modernster Technologie eröffnet neue Horizonte für Versicherungsunternehmen und ihre Kundinnen und Kunden. Die Herausforderung besteht darin, diesen Wandel in eine Chance umzumünzen, indem hochwertige, kundenorientierte digitale Lösungen implementiert werden. Letztendlich werden diejenigen, die diesen Weg erfolgreich beschreiten, nicht nur die Effizienz ihrer Angebotserstellung steigern, sondern auch die Zufriedenheit ihrer Kundinnen und Kunden erhöhen und sich in einem sich stetig verändernden Umfeld als führende Akteurinnen und Akteure mit hohem Vertrauen behaupten. Die Digitalisierung in der Angebotserstellung ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern der Weg in die Zukunft der Versicherungsbranche - und zwar über alle Kanäle.

(1) Veröffentlicht im September 2023 vom Institut für Marketing und Analytics der Universität Luzern sowie von elaboratum suisse, FinanceScout24 und dem Verband Digitalversicherung Schweiz.

Dritte Auflage der Studie zur Schweizer Versicherungsbranche

Der Fokus des dritten Swiss Insurance Monitor (N = 1‘026, repräsentativ für die Schweiz) lag insbesondere auf dem Online- und Offline-Verhalten entlang der «Customer Journey» und der Wahrnehmung von Kundeninteraktionen mit neuen Technologien, wie künstlicher Intelligenz. Zudem werden wichtige Fokusthemen, insbesondere der Nachhaltigkeit und der aktuellen Preisentwicklung betrachtet.
Der Swiss Insurance Monitor ist Teil der Studienreihe der Swiss Consumer Studies des Instituts für Marketing & Analytics (IMA) der Universität Luzern und wurde gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen elaboratum suisse GmbH, der Online-Vergleichsplattform FinanceScout24 (SMG Swiss Marketplace Group AG) und dem VDVS - Verband Digitalversicherung Schweiz - umgesetzt.
In regelmässigen Abständen führt das IMA über das Online-Panel von LINK für die Schweiz repräsentative Studien zum Konsumentenverhalten durch. Die im Rahmen der Studien gewonnenen Erkenntnisse sind von Interesse für in- und ausländische Unternehmen und die breite Öffentlichkeit. Darüber hinaus bilden die Erkenntnisse die Grundlage für Forschungsprojekte am IMA und bei Partnerinstitutionen. 
Weitere Informationen zum Swiss Insurance Monitor gibt es unter www.swissinsurancemonitor.ch