Vor knapp einem Jahr sah es so aus, als würde US-Präsident Donald Trump China platt machen wollen. Der Staatschef war mit dem Handelsbilanzdefizit der USA mehr als unzufrieden und wollte den grössten Importeuren in die Staaten – darunter insbesondere China – das Leben mit Strafzöllen schwer machen.

In mehreren Runden verhängte Trump deshalb seit März 2018 Strafzölle zuerst gegen Eisen-, Stahl- und Aluminiumerzeugnisse und dann in den folgenden sechs Monaten auf eine ganze Reihe weiterer Waren aus China mit einem gesamten Handelsvolumen pro Jahr von 250 Milliarden Dollar.

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Börse Shanghai – erst der Abschwung…

Handelsbeschränkungen oder Zölle sind schlecht für den freien Warenverkehr und für die Exporteure. Und so rutschten Chinas Aktien im vergangenen Jahr deutlich nach unten. Die Börse Shanghai fiel dadurch in den rund neun Monaten bis Anfang Januar von rund 3500 auf 2600 Punkte oder um rund 30 Prozent.

Aber seit zwei Monaten flaut der Streit zwischen den zwei Ländern langsam, aber sicher ab. Die Chinesen sitzen mit den USA am Verhandlungstisch und haben auch schon signalisiert Waren aus den Staaten im Volumen von bis zu 1,2 Billionen Dollar einzukaufen. In Kürze könnte ein Treffen zwischen Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping stattfinden. Eine Einigung könnte alle Sorgen der Unternehmer aus dem Weg räumen.

… jetzt die Erholungsrallye

Börsianer jedenfalls atmen schon seit Wochen auf. Der Shanghai A Index kletterte seit den Tiefs im Januar bereits um 25 Prozent auf 3250 Punkte und hat damit den höchsten Stand seit Juni 2018 erreicht. Könnte eine Einigung zwischen den beiden Streithähnen Trump und Xi schon in den nächsten Wochen diese Kurserholung zusätzlich befeuern, so bietet Chinas Börse weitere Erholungsphantasie.

Derzeit schwächelt die Konjunktur im Reich der Mitte und die Pessimisten – auch im Westen – blicken wenig glücklich auf das abflauende Wachstumstempo des roten Riesen. So soll das Wirtschaftswachstum Chinas in diesem Jahr nach einem Plus von 6,9 Prozent in 2017 und von 6,6 Prozent in 2018 nach offiziellen Aussagen nur noch zwischen 6,0 und 6,5 Prozent liegen.

Beilegung des Handelsstreits und weitere Impulse

Aber es könnte zusätzliche Impulse nach oben geben. «Wir gehen davon aus, dass es von staatlicher Seite Investitionen in die Infrastruktur in China geben wird um künftige Abschwung-Risiken einzudämmen», sagt Xd Chen, Chefvolkswirt China bei BNP Paribas.

Immerhin: Während der Export noch von den US-Strafzöllen gebremst wird, zeigt sich der private Konsum im Land von seiner starken Seite. So stiegen die Verkäufe in Chinas Einzelhandel im Januar und Februar um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und lagen damit genau so hoch wie im Dezember.

Autos und Immobilien – Stabilisierung und weiteres Wachstum…

Und auch der schwächelnde Automarkt scheint wieder Tritt zu fassen. Denn während es im Dezember noch einen Umsatzrückgang bei den Autoverkäufen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,4 Prozent gab, so zeigen sich die Umsatzzahlen mit einem Minus von nur noch 2,8 Prozent in den ersten beiden Monaten des Jahres fast wieder stabil. Dabei wies zwar der Verband der chinesischen Autohersteller einen Rückgang bei den Verkaufszahlen um 14,9 Prozent aus, aber der Wert der verkauften Fahrzeuge lag fast so hoch wie zwölf Monate zuvor.

Auch der Immobilienmarkt steckt offensichtlich nicht in einer Krise. Zwar ging die Zahl der verkauften Objekte laut BNP Paribas im Januar und Februar um 3,6 Prozent zurück, doch der Verkaufswert der Immobilien kletterte um 2,8 Prozent. Der durchschnittliche Verkaufspreis sollte damit um 6,7 Prozent gestiegen sein.

… und auch die Ausgaben für Infrastruktur legen zu

Nach oben geht es auch mit den Investitionen in Infrastruktur. Gab es in dem Sektor in den ersten beiden Monaten 2018 ein Wachstum von 1,8 Prozent, so lagen diese Investitionen nun bei 2,5 Prozent. Der Zuwachs im Emissionsvolumen von regionalen Staatspapieren könnte den Anstieg der Investitionen widerspiegeln. Lag das Emissionsvolumen vor einem Jahr bei knapp 1,4 Billionen Renminbi, so waren es nun schon knapp 2,2 Billionen oder rund 250 Milliarden Franken. «In den nächsten Monaten rechnen wir mit weiteren Zuwächsen bei den Infrastrukturausgaben», vermutet Experte Cheng. Nach Einschätzung des Ökonomen dürfte das den fallenden Exporten infolge der US-Strafzölle – dadurch lagen die Ausfuhren Chinas in die USA im Januar und Februar um 14,1 Prozent unter Vorjahr – und dem Abschwung im Halbleiterbereich entgegenwirken.

Geplant ist auch die Senkungen der Steuern und Sozialabgaben im Volumen von zwei Billionen Renminbi oder um rund 200 Milliarden Franken. Die erleichterte Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen und der Zugang von ausländischen Firmen ins Reich der Mitte dürfte ebenfalls stimulierend auf Chinas Wirtschaft wirken.

Chinas Börse steht vor dem Kursausbruch nach oben

Das Umfeld sieht insgesamt also nicht schlecht aus für einen weiteren Aufschwung der Aktien in Shanghai. Nicht nur fundamental, auch charttechnisch besteht dabei weitere Kursphantasie. So hat der Shanghai A-Index jetzt den Widerstand bei 3250 Punkten erreicht. Fällt die Marke, könnte es ganz schnell um weitere 3 Prozent auf 3375 Punkte und nach Durchbrechen dieser Hürde auf 3500 Punkte nach oben gehen. Mit einem Call auf chinesische Blue Chips – konkret den FTSE China 50 Index (ISIN: IE00B02KXK85, Währung US-Dollar) setzen Anleger breit gestreut auf die Fortsetzung der laufenden Erholungsrallye an Chinas Börsen.