Die Hypothekarzinsen sind deutlich gestiegen. Ist dadurch das Interesse an Immobilienfinanzierungen für das Einfamilienhaus oder die Eigentumswohnungen bei Ihrer Kundschaft bereits gesunken?

Wir stellen zwar einen leichten Nachfragerückgang fest, aber es gibt nach wie vor Kaufinteressierte, für die wir Finanzierungen offerieren. Denn der Entscheid für ein Eigenheim ist in der Regel von langer Hand geplant. Und das aktuelle Zinsniveau ist im Mehrjahresvergleich nach wie vor tief.

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Mieten oder kaufen: Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage mit Blick auf das Marktgebiet der LUKB – bei welchem Modell fallen die Kosten derzeit tiefer aus?

Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Es hängt von den Präferenzen und finanziellen Möglichkeiten der betreffenden Person ab. Die Kosten bestehen nicht nur aus den Finanzierungskosten, sprich Hypothekarzinsen. Eigenheime müssen unterhalten und irgendeinmal auch saniert werden. Dafür müssen Käuferinnen und Käufer das Kapital rechtzeitig ansparen. Rechnet man diese Kosten ebenfalls ein, so ist die Differenz zu den Marktmieten in der Regel unerheblich.

Flavio Ciglia LUKB Immobilien

Flavio Ciglia leitet seit gut sieben Jahren die Immobilienbank der Luzerner Kantonalbank (LUKB). Zuvor hat der Immobilienexperte Firmenkunden betreut. Er ist seit fast 25 Jahren für die Kantonalbank tätig.

Quelle: ZVG

Wo in Ihrem Marktgebiet findet eine Familie am einfachsten ein bezahlbares Einfamilienhaus?

Die Familie braucht in erster Linie Glück. Das Angebot an Einfamilienhäusern im Marktgebiet der Luzerner Kantonalbank ist seit Jahren äusserst knapp. Somit sind auch die Preise hoch. In ländlicheren Gebieten sind die Chancen am grössten, ein passendes Objekt zu finden.

Welche Art von Einfamilienhaus ist besonders gefragt?

Frei stehende Einfamilienhäuser mit einer guten Erschliessung und schönem Umschwung. Bei Familien ist auch die Nähe zu Schulen wichtig. Solche Objekte sind rar. Man müsste also anders fragen: Was ist überhaupt verfügbar? Und: Kann ich mir das leisten?

Immobilienexperten und -expertinnen im Gespräch

Die «Handelszeitung» gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag liefert eine Fachperson Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen:

Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die «Handelszeitung» macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung.

Wie lautet Ihre Prognose für die Preisentwicklung von Renditeimmobilien: Werden die Objekte jetzt günstiger, weil institutionelle Investoren mehr alternative Anlagemöglichkeiten haben?

Momentan beobachten wir eine gewisse Zurückhaltung auf Käuferseite. Damit geht eine leichte Beruhigung bei den Preisen einher. Gute Objekte an guten Lagen sind und bleiben aber gefragte Investments. Mit der Anpassung des Referenzzinssatzes können über die Zeit auch die Einnahmen erhöht werden. All das wirkt stützend auf die Nachfrage und die Preise.

Wie gross ist das Risiko für einen Crash im Immobilienmarkt, bei dem die Preise sowohl für Wohneigentum wie auch für Renditeimmobilien stark ins Rutschen kommen?

Wir sehen aktuell keine Anzeichen für einen Crash. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind unverändert intakt. Der aktuelle Preisrückgang bei Renditeimmobilien korrigiert lediglich die teilweise überrissenen Preisvorstellungen – gerade bei Objekten mittlerer Qualität. Wie gesagt: Bei den Eigenheimen ist das Angebot in vielen Region sehr knapp. Und trotz gestiegener Finanzierungskosten ist die Nachfrage immer noch vorhanden. Das verhindert einen schnellen Preisrückgang auf breiter Front.

Was sind Ihre vier wichtigsten Tipps für Leute, die sich den Kauf eines Eigenheims überlegen?

  • Richten Sie sich beim Kauf eines Eigenheims nicht nur nach der Frage, ob Sie weniger Zins als in einer Mietwohnung bezahlen. Im Eigenheim fallen Unterhalts- und Renovationskosten an. Sie müssen also Rückstellungen bilden können.
  • Beurteilen Sie beim Kauf eines älteren Objekts den Zustand genau. Haben Sie diese Fachkompetenz nicht, dann lohnt sich der Beizug einer Fachperson finanziell allemal. Aufgestauter Unterhalt muss sich in einem tieferen Kaufpreis spiegeln.
  • Informieren Sie sich über die baurechtlichen Gegebenheiten in der Standortgemeinde: Was passiert in der unmittelbaren Umgebung des Kaufobjekts, das sich möglicherweise negativ auf den zukünftigen Wert auswirkt? Stehen Bau- und Zonenplanänderungen an? Gibt es mögliche Einschränkungen für zukünftige Umbauten oder Anpassungen des Objekts? Oder eröffnen sich gar Chancen aus potenziellen Ausnützungsreserven?
  • Planen Sie den Schritt zum Wohneigentum sorgfältig, weil es wohl die grösste Investition in Ihrem Leben sein wird. Konkret: Beurteilen Sie auch Ihre beruflichen Perspektiven, die Vorsorge sowie die familiäre Absicherung oder allfällige Erbschaftsfragen.

Flavio Ciglia beantwortete die Fragen schriftlich.

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