Hans Sulzer (1876–1959) war ein Mann mit vielen Eigenschaften: Er war Oberstleutnant im Generalstab, führte in Winterthur seinen eigenen Industriekonzern. Und präsidierte nebenher den Schweizer Wirtschaftsdachverband (heute Economiesuisse) – und zwar geschlagene 16 Jahre.

In der Kriegszeit leitete er beim Bund die Internationale Handelsabteilung und führte – im Rang eines Ministers – brisante Verhandlungen mit den Nazis in Berlin und mit den Alliierten in London. Es ging um den Warenaustausch der neutralen Schweiz – also ums Überleben des Kleinstaates.

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Wer bereitet die Zahlen auf? Der Bund.

Sulzer hatte eine Machtfülle, die auf den ersten Blick unvorstellbar erscheint. Und auf den zweiten? Heute ist es zwar nicht ein Grossindustrieller im Ministerrang, der den Takt vorgibt. In der Corona-Krise regiert der Bundesrat mit Notregime, sekundiert von der Bundesverwaltung, die alles dominiert.

Sie bereitet die Zahlen auf, formuliert die Regulatorien, verhandelt mit Banken über KMU-Notkredite, bestimmt die Verteilung der Ressourcen. Und sie prägt die täglichen Botschaften, die von den Medien dienstbeflissen übernommen werden.

Die Zahlen der Neuangesteckten und der Todesfälle prägen seit Tag eins das Bild; doch dass vorab jene über Siebzigjährigen dahingerafft werden, die von Mehrfachleiden betroffen sind, erfuhr man spät – und erst noch aus Italien.

So hat die verunsicherte, ja verängstigte Bevölkerung kaum zur Kenntnis genommen, dass die Nebenwirkungen des von Bundesbern verordneten Regimes längst selber zur wirtschaftlichen Selbstzerstörung geworden sind.

«Irgendeinmal verkehrt sich jede noch so gut gemeinte Massnahme ins Gegenteil.»

Mittlerweile sind die allermeisten Betriebe stillgelegt, ein Drittel der Beschäftigten auf Kurzarbeit gesetzt. Und die Arbeitslosigkeit könnte – nach international gültiger Messart – schon bald auf 10 Prozent schnellen, wenn Bundesrat und Bundesverwaltung weiter ihren Einfrier-Modus durchsetzen.

Bis dato ging leider auch vergessen, dass es bei Bankenregulierungen wie beim Corona-Notregime so etwas wie ein Optimum gibt. Irgendwann verkehrt sich jede noch so gut gemeinte Massnahme ins Gegenteil.

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Um weiteren volkswirtschaftlichen Grossschaden abzuwenden, ist es überfällig, dass die Warnrufe aus dem Maschinenraum in Bern endlich Widerhall finden. Denn das Krisenregime frisst sich mit jedem Tag tiefer in die Betriebe und zerstört Lieferketten und Geschäftsmodelle.

Ein Anbieter fehlt, ein Betrieb steht still

Es braucht nicht viel zum totalen Wertschöpfungseinbruch, wie ein konkreter Fall zeigt: Die Produktion eines Industriebetriebs, der auf 3000 Zulieferer angewiesen ist, fällt für Wochen aus, wenn ein wichtiger Anbieter nicht mehr liefern kann.

Die Szenarien von Seco, KOF und Avenir Suisse, wonach uns bis weit ins Jahr 2021 eine giftige Rezession droht, müssten die allerletzten Krisenmanager in Bern zum Umdenken bringen.

Es ist höchste Zeit für einen Strategiewechsel.

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