Kommt nach der Zinswende nun auch auf dem Immobilienmarkt die Wende? Ist jetzt Schluss mit dem jahrelangen Anstieg der Immobilienpreise aufgrund von steigenden Finanzierungskosten und einer um sich greifenden wirtschaftlichen sowie politischen Verunsicherung wegen des Ukraine-Kriegs, Lieferkettenproblemen und einer konjunkturellen Abschwächung?

Erste Anzeichen könnten darauf hindeuten: Verkäuferinnen und Verkäufer von Eigentumswohnungen haben ihre Objekte per Ende August zu um 0,6 Prozent tieferen Preisen inseriert als im Vormonat. Bei den Einfamilienhäusern bleiben die Preiserwartungen mit einer marginalen Zunahme von 0,1 Prozent faktisch unverändert. Dies zeigt der aktuelle Swiss Real Estate Offer Index, der von der SMG Swiss Marketplace Group in Zusammenarbeit mit dem Immobilienberatungsunternehmen Iazi erhoben wird.

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Fundamentale Daten sprechen allerdings nach wie vor dafür, dass der Immobilienmarkt relativ stabil bleiben wird und die Preise insbesondere für Mietwohnungen zukünftig weiter anziehen. Das Angebot für Wohneigentum und Mietimmobilien ist einfach zu gering, und daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

«Das Angebot für Wohneigentum und Mietimmobilien ist einfach zu gering, und daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern.»

Bei beiden Segmenten gehen die Immobilienexperten und -expertinnen der Raiffeisen davon aus, dass die Produktion auch künftig nicht mit der Nachfrage mithalten wird. Das zeigt sich aktuell auch in einem deutlichen Rückgang der Leerstände: Die Zahl der zur Vermietung ausgeschriebenen Wohnungen ist regelrecht eingebrochen.

Für das laufende Jahr wird mit einem Rückgang der Leerwohnungsziffer auf unter 1,3 Prozent gerechnet. Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt vor allem durch die Einwanderung hoch. Der internationale Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz lag von Juni 2021 bis Mai 2022 um über 11'000 Personen höher als in der entsprechenden Vorjahresperiode.

Das anhaltend geringe Angebot wird voraussichtlich dafür sorgen, dass die Preise auch bei allenfalls etwas rückläufiger Nachfrage – wegen höherer Finanzierungskosten und einer konjunkturellen Abkühlung – weiter steigen dürften.

Einen Effekt hatte der Zinsanstieg bisher lediglich auf die Wahl der Finanzierung beim Hauskauf oder bei der Verlängerung einer auslaufenden Hypothek. So hat ein regelrechter Run auf die unverändert günstigen Saron-Hypotheken eingesetzt. Allerdings ist damit zu rechnen, dass mit weiteren Zinsschritten der Schweizer Nationalbank auch der Saron steigen wird.