Die Credit Suisse ist zu einer Lotterie-Aktie geworden. Sie fällt auf ein neues Allzeittief: Nach Ende des Handels kracht das Papier am Freitag um über 12 Prozent in den Keller und erreicht bei 4,07 Franken pro Aktie den tiefsten Stand aller Zeiten.

Zu diesem Kurs ist die Grossbank nur noch gut 10 Milliarden Franken wert. Es fehlt nicht mehr viel, und die Credit Suisse, die einst stolze Bank von Alfred Escher, rutscht in den einstelligen Milliardenbereich. Zum Vergleich: Die UBS bringt über 50 Milliarden Franken auf die Waagschale.

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Der Ausverkauf der Aktie folgt auf eine Kaskade von Nachrichten. Bloomberg, Reuters, die «Financial Times»: Alle berichten über eine mögliche Kapitalerhöhung. Die Bank führe mit Grossaktionären Gespräche über die Bedingungen, sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Reuters. Laut einem zweiten Insider hat die Bank schon von mehreren Wochen damit begonnen, Grossanleger auf eine Kapitalerhöhung einzustimmen.

Teil des vom Verwaltungsrat rund um Präsident Axel Lehmann angestossenen Konzernumbaus sei auch eine Schrumpfung der Investmentbank, heisst es weiter. Dabei würden verschiedene Szenarien diskutiert. Die am weitesten gehende Option umfasse einen weitgehenden Ausstieg aus dem US-Markt. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

US-Exit dementiert

«Die Credit Suisse verlässt den US-Markt nicht», erklärte die Bank in einer Stellungnahme. «Jede Berichterstattung, die etwas anderes suggeriert, ist kategorisch falsch und völlig unbegründet.»

Credit Suisse betreibt in den USA nicht nur Investmentbanking, sondern etwa auch Vermögensverwaltung für Profi-Anleger (Asset Management). Weitere Angaben zur Strategieüberprüfung will die Bank bei der Veröffentlichung des Quartalsabschlusses am 27. Oktober machen.

Das von einer Reihe von Fehlschlägen geplagte Institut hatte Ende Juli die Strategie erneut auf den Prüfstand gestellt und den Konzernchef ausgewechselt. Alleine über die vergangenen drei Quartals summierten sich die Verluste auf fast vier Milliarden Franken.

Kapitallücke von mindestens vier Milliarden Franken

Angesichts der Unsicherheiten haben sich die Finanzierungskosten für die Bank deutlich erhöht. Die Analysten der Deutschen Bank schätzten die Kapitallücke in einer Ende August veröffentlichten Studie auf mindestens vier Milliarden Franken. Das entspricht mehr als dem Drittel des Börsenwertes des ganzen Konzerns.

Einen Teil davon könnte der Verkauf des Bereichs mit Verbriefungen von Hypotheken und anderen Krediten einbringen, den die Bank ins Schaufenster gestellt hat. Insidern zufolge ist das Interesse von möglichen Käufern gross. Dazu gehörten Finanzinvestoren, andere Banken und auch Versicherer. Das Geschäft gilt als profitabel, aber auch als kapitalintensiv. Ein Experte schätzte den Wert des Geschäfts auf 1 bis 2,5 Milliarden Dollar.

Für die Aktie sind das alles schwer zu verdauende Nachrichten, nachdem es in den letzten Monaten immer wieder negative Schlagzeilen gab. Die CS hat fast das ganze Management ausgewechselt. Immer wieder hiess es, man wolle neu und verbessert ins Konkurrenzrennen gehen. Jedes Mal tauchten neue Probleme auf, der Aktienkurs sank.

Diese ständig neuen Negativ-Meldungen der CS bestätigen die in Börsenkreisen verbreitete Kakerlaken-Theorie. Sie bezieht sich auf den Umstand, dass Kakerlaken normalerweise nie alleine auftreten.

Ähnlich verhält es sich mit Negativ-News über Unternehmen. Wenn eine Firma geschäftliche Missgriffe, Verfehlungen oder Skandale zugeben und an die Öffentlichkeit bringen muss, sollten Anlegende davon ausgehen, dass in Zukunft noch weitere negative Ereignisse aufgedeckt werden.

(reuters/gku/ise/bsc)