Die öffentlichen Auftritte von Jörg Bucherer sind mittlerweile rar geworden. Doch wenn das Unternehmen, das seinen Namen trägt, eine Boutique an der prestigeträchtigen Zürcher Bahnhofstrasse nach jahrelangem Umbau neu eröffnet (Bilder siehe unten), lässt es sich der 83-jährige Patron des weltgrössten Uhrenhändlers nicht nehmen, persönlich dabei zu sein.

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Dabei ist das Zürcher Ladengeschäft für den Uhrenhändler zwar wichtig, strategisch aber dennoch von zweitrangiger Bedeutung. Schliesslich ist man bereits seit den 1940er-Jahren vor Ort vertreten.

In den letzten Jahren hat Bucherer massiv in die Expansion investiert. Im März 2017 übernahmen die Luzerner den britischen Retailer Watch Gallery und damit sechs Läden in London. Im Januar 2018 machte Bucherer den Schritt über den Atlantik und kaufte mit Tourneau den grössten Uhrenhändler in den USA. Im August 2018 folgte dann die Abrundung im US-Markt mit der Übernahme von Baron & Leeds mit Schwerpunkt auf Hawaii. Am Luzerner Schwanenplatz, wo Bucherer seinen Ursprung hat, herrscht Aufbruchstimmung.

«Lust auf mehr»

«Als Mensch hat man immer Lust auf mehr», sagt Jörg Bucherer dazu. «Und als Unternehmer sowieso.» Jetzt gilt es, die zugekauften Standorte und Unternehmen zu integrieren – und die Marke Bucherer in den USA zu etablieren. Eine Expansion nach Asien allerdings ist für Bucherer vorerst kein Thema.

Strategisch bedeutsamer als die Vergrösserung und Erneuerung des Ladennetzes ist ohnehin der bevorstehende Einstieg von Bucherer ins Geschäft mit Occasions-Uhren. Wir haben bereits im März exklusiv darüber berichtet. Bucherer-Geschäftsleitungsmitglied Jörg Baumann bestätigte damals die Recherchen der Handelszeitung, wollte allerdings keine Details bekannt geben.

CPO-Start: Im September in Genf

Patron Bucherer hat nun aber an der Eröffnung der Zürcher Boutique verraten, wann und wo es losgehen soll. Im September will Bucherer im Laden in Genf seinen ersten Verkaufspunkt für sogenannte CPO-Uhren (certified pre-owned) eröffnen.

Milliardär Bucherer – sein Vermögen wird von der «Bilanz» auf 2 bis 2,5 Milliarden Franken geschätzt (kostenpflichtiger Link) – erhofft sich viel vom Secondhand-Geschäft, das beim US-Neuerwerb Tourneau bereits auf Hochtouren läuft: «Das wird gross, sehr gross. Die Amerikaner haben uns Europäern da einiges voraus.»

«Nicht Franzli oder Peterli, sondern Bucherer»

Bucherer glaubt, dass gerade ein Händler wie Bucherer, der sich über Jahrzehnte einen tadellosen Ruf erarbeitet hat, viel Vertrauen als Occasionshändler geniessen wird. «Nicht Franzli oder Peterli stellt ja das Zertifikat für die gebrauchten Uhren aus, sondern Bucherer.» Das ist eine Anspielung auf Online-Marktplätze wie Ebay oder Chrono24, welche die Uhren auf ihren Plattformen nur vermitteln, nicht aber selbst prüfen, revidieren und als echt zertifizieren.

Bereits seit Anfang Mai ist der Schweizer Bucherer-Rivale Les Ambassadeurs im CPO-Geschäft aktiv – im Flagschiff-Laden an der Zürcher Bahnhofstrasse, aber auch in Genf, Luzern und Lugano.

Marcel Speiser Handelszeitung
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