Unternehmen vermeiden es gewöhnlich, in kriegerischen Konflikten Stellung zu beziehen. Doch die Zeiten sind nicht mehr gewöhnlich. Immer mehr Unternehmen, darunter die drei grössten Schweizer Konzerne, sprechen Klartext.

«Roche verurteilt die Invasion in die Ukraine vehement», schrieb das Unternehmen gestern in einer Pressemitteilung. Zudem kündigte Roche an, 150’000 Packungen Rocephin für die Ukraine zu spenden. Rocephin ist ein wichtiges Antibiotikum, das bei verschiedenen bakteriellen Infektionen eingesetzt werden kann. Es figuriert auf der Liste der essenziellen Medikamente der WHO.

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Novartis schrieb auf Linkedin, das Unternehmen verurteile «die Invasion in die Ukraine und den Einsatz von Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung». Novartis hoffe weiter, dass der Konflikt so bald wie möglich friedlich gelöst werde. Der Konzern leistet eine «erste Spende» in Höhe von 3 Millionen Dollar für die Bedürftigen in der Ukraine.

«Wir stehen auf der Seite des ukrainischen Volkes»

Auch die Zurich hat im Krieg um die Ukraine Stellung bezogen. «Wir stehen auf der Seite des ukrainischen Volkes», schreibt das Unternehmen. Die Zurich verurteile die Aggression der russischen Regierung gegenüber der Ukraine, das menschliche Leid, das sie verursache, und die Gefahr, welche sie für die Demokratie und die Freiheit in der Region bedeute.

In diesem Zusammenhang begrüsse das Unternehmen den Entscheid des Schweizer Bundesrates, in Übereinstimmung mit der EU Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Die Gruppe werde sicherstellen, dass sie in Übereinstimmung mit dem nun sich aufbauenden Sanktionsregime sei, «ungeachtet aller operationellen und finanziellen Implikationen». 

Nestlé-CEO Mark Schneider zeigte sich auf Linkedin bestürzt über die Invasion. Er sei aufseiten der internationalen Gemeinschaft in ihrem Aufruf für Frieden. «Krieg ist keine Lösung.»

Aufruf zu Spenden 

Nestlé ruft seine Mitarbeitenden seit gestern zu Spenden auf und das Unternehmen hat sich verpflichtet, jeden Spendenfranken zu verdoppeln. Bei der Aktion sei über Nacht ein sechsstelliger Betrag zusammengekommen, sagt Sprecher Christoph Meier, und der Betrag steige rasant.

Nestle

«War is not a solution»: Nestlé-CEO Mark Schneider über den Ukraine-Krieg.

Quelle: LinkedIn

Der Nahrungsmittelkonzern hat seine Mitarbeitenden in der Ukraine zu Beginn des Kriegs aus Sicherheitsgründen aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Inzwischen aber sind bereits wieder erste Nahrungsmittellieferungen, etwa von Wasser, Teigwaren und Frühstücksflocken, im Westen und in der Zentralukraine mit Kiew erfolgt, aber auch in den Osten des Landes.  

Nestlé betreibt drei Fabriken in der Ukraine, das Verwaltungszentrum befindet sich in der Hauptstadt Kiew. Das Unternehmen hat eine lange Tradition, in Konflikten seine Operationen so lange wie irgendwie möglich weiterzuführen. So gehörte der Konzern zu den wenigen Unternehmen, die während des Bürgerkriegs in Kolumbien tätig blieben.

Das ist nicht ohne Risiko. Im Syrien-Krieg wurde eine Fabrik von Nestlé zerstört. Zudem hat das Unternehmen in Afrika auch schon erlebt, dass Fabriken verstaatlicht wurden. 

Krebsmedikamente für ukrainische Patienten

Auch bei Roche gilt die Priorität der Versorgung der ukrainischen und der russischen Bevölkerung mit Medikamenten und diagnostischen Produkten, was in der Ukraine zunehmend schwieriger wird. Das Unternehmen sucht nun nach alternativen Kanälen, um die Medikamente ins Land zu bringen. Zudem laufen in der Ukraine klinische Studien, die nun beeinträchtigt sein könnten.

Bei klinischen Studien werden Patientinnen und Patienten mit neuen, noch nicht zugelassenen Medikamenten behandelt. Oft ist die Teilnahme an einer klinischen Studie, gerade bei Krebs, die letzte Hoffnung auf Heilung.

In Russland wird der Zerfall des Rubels zunehmend zur Herausforderung, er verteuert die Produkte. 800 Angestellte sind es in Russland, 78 in der Ukraine. Als Märkte sind die beiden Länder nicht sehr bedeutend. Der Umsatz dürfte bei einigen hundert Millionen Franken liegen. Roche machte 2021 einen Umsatz von 62,8 Milliarden Franken.

Zerstörerische Folgen

Da die Firmen Nahrungsmittel- beziehungsweise Pharmakonzerne sind, sind die Produkte von Roche, Novartis und Nestlé von den Sanktionen ausgenommen.

Auch Glencore verurteilte die Handlungen Russlands. Die Auswirkungen auf die Menschen seien zerstörerisch. Glencore hat keinen direkten Footprint in Russland. Die Beteiligungen am russischen Mineralölkonzern Rosneft und an En+, einem der grössten Produzenten von Aluminium, werden überdacht.