Wenn der Schnee das wichtigste Thema ist, kann das nur heissen: Noch sucht das neue Jahr nach seiner ersten grossen Story. Bisher sind die Aufreger vor allem eine Fortsetzung des alten Jahres – allerdings mit deutlich stärkerer Wucht: Trump wird noch wilder (ja, das geht), der Brexit noch chaotischer (geht auch), die Börse noch zittriger (geht erst recht).

Und auch bei uns dominiert ein Déja-vu: die Klagen über die Nationalbank. 15 Milliarden Verlust und noch immer böse Negativzinsen: Da drehen die Kritiker auf.

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Im Sturm der globalen Finanzmärkte

Es ist schon paradox: Als SNB-Vormann Jordan vor vier Jahren den Mindestkurs zum Euro liquidierte und der altehrwürdigen Institution damit den grössten Glaubwürdigkeitsverlust ihrer jüngeren Geschichte verpasste, begründete er den Schritt vor allem mit der Angst vor dem Bilanzwachstum der Nationalbank. Und jetzt wird er genau dafür kritisiert, dass die Bilanz so aufgebläht ist.

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Ja, der gigantische 800-Milliarden-Bilanzkoloss schwankt wie ein riesiger Hedge-Fonds im Sturm der globalen Finanzmärkte – im Vorjahr gab es noch 54 Milliarden (!) Gewinn. Die Finanzkrise ist vorbei – bloss bei der Nationalbank nicht. Normalität? Ganz weit weg.

Gefangener Jordan

Aber eben: Was ist die Alternative? Jordan muss den Zins-Abstand zur EZB aufrechterhalten, sonst schiesst der Franken noch weiter durch die Decke. In seiner Doktorarbeit outete er sich als Skeptiker des Euro. Jetzt ist er sein Gefangener. Die bittere Wahrheit lautet leider: Die Schweiz ist eine kleine Insel im grossen Euromeer, die Nationalbank längst eine Behörde des nicht-autonomen Nachvollzugs. Der Rest ist Folklore.

Dirk Schütz
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