Erstmals seit eineinhalb Jahren ist die Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) heisst es, eine gewisse Abschwächung sei erwartet worden nach anderthalb Jahren ausserordentlich starken Wachstums. Dass die Exporte derart einbrechen, damit hatten die Experten des Seco nicht gerechnet. 

So gingen die Warenexporte im letzten Quartal um 4,2 Prozent zurück. Das ist demnach der wichtigste Grund für die Abschwächung der Schweizer Wirtschaft im ersten Quartal.

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Schwacher Export

Dieser Rückgang decke sich mit der allgemeinen Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere in Europa. Denn auch die Wirtschaft der Eurozone wuchs im dritten Quartal Prozent nur noch um 0,2 Prozent. 

Beim wichtigsten Handelspartner der Schweiz lief es noch schlechter: Deutschland verzeichnete im dritten Quartal sogar ein negatives Wachstum, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gab um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach. Die schwächelnde Autoindustrie und gesunkene Exporte bremsten den deutschen Aufschwung. 

Schwache Binnennachfrage

Ein weiterer Grund für den BIP-Rückgang: Neben der schwächeren Weltwirtschaft zeigte die Schweizer Konjunktur zwischen Juli und September ebenfalls Schwächen. Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, nennt zwei unglückliche Umstände: 

Einerseits habe die schwächere Nachfrage im Inland zum BIP-Rückgang beitragen. Grund dafür sei der ausserordentlich schwache private Konsum, der nur noch um 0,1 Prozent wuchs. Scheidegger begründet das so: «Die Reallöhne in der Schweiz stagnieren und die Konsumentenstimmung bleibt entsprechend verhalten. Ausserdem macht sich die schwächere Nettozuwanderung bemerkbar». Früher sei die Zuwanderung eine wichtige Wachstumsstütze gewesen.

«Flugi-Effekt»

Ein dritter Grund sind die niedrigeren Ausrüstungsinvestitionen, die sich auch negativ auf das BIP-Wachstum auswirkten. Im dritten Quartal investierten Schweizer Unternehmen 2 Prozent weniger als ein Quartal zuvor. Besonders zu Buche schlug die Flottenerneuerung bei der Swiss, die langsam zum Ende kommt. Die Seco-Ökonomen nennen das den «Flugi-Effekt».

Der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China habe hingegen nichts mit dem schwächeren Quartalswachstum in der Schweiz zu tun. Allerdings gehe doch eine allgemeine Abschwächung der Dynamik davon aus. So erwarte die OECD mit 3,5 Prozent für 2019 zwar eine leicht schwächeres, aber immer noch sehr gutes Wachstum der Weltwirtschaft. 

Schluckauf statt Trendwende

«Beim dritten Quartal dürfte es sich um einen negativen Ausreisser handeln. Dafür spricht auch das kräftige Wachstum des Schweizer Aussenhandels im Oktober. Wie es weitergeht, werden die Zahlen von November und Dezember zeigen,» sagt Eric Scheidegger.

So geht das Seco weiter von einem sehr positiven Wachstum für das Gesamtjahr von 2,9 Prozent aus. 2019 könnte die Schweizer Wirtschaft immer noch um 2 Prozent wachsen, so ihre Prognose. Und zwar den konjunkturellen Risiken zum Trotz – etwa einer möglichen Eskalation im Handelsstreit, der Normalisierung der Geldpolitik in den USA und der Eurozone sowie der Unsicherheiten, die vom bevorstehenden Brexit und der Situation Italiens innerhalb der Eurozone ausgehen.