«Whatever it takes»: Diese Worte haben schon einmal die Finanzmärkte beruhigt. Inmitten der Euro-Krise 2012 sagte EZB-Chef Mario Draghi, die Notenbank werde alles tun, um den Euro zu retten. Und es half. 

Mit dieser Botschaft versuchen Regierungen nun der Corona-Krise entgegenzuwirken – aber zugleich mit recht unterschiedlichen Mitteln. Die Lage ist unübersichtlich: die staatlichen Massnahmen reichen von milliardenschweren Konjunkturpaketen bis zu direkter Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mit Helikoptergeld die wirtschaftlichen Folgen lindern

Um den Konsum zu stützen – ohne den die Konjunktur abstürzen würde – will die Regierung der USA jedem Bürger 1000 Dollar auszahlen. «Wir wollen unverzüglich Schecks verschicken. Amerikaner brauchen jetzt Cash, und damit meine ich in den nächsten zwei Wochen», sagte US-Finanzminister Steven Mnuchin.

Insgesamt will US-Präsident Trump ein Hilfspaket von 1,2 Billionen Dollar bereitstellen – es wäre das grösste in der Geschichte der USA. Kongress und Senat müssen allerdings erst noch zustimmen. Neben dem 1000-Dollar-Scheck will die Regierung mit Steuerstundungen die Privathaushalte entlasten.

Sogenanntes Helikoptergeld wird von einigen US-Politikern unterstützt, doch ob es dafür eine Mehrheit in Senat und Kongress gibt, ist unklar. Auch renommierte Ökonomen sind für eine direkte Unterstützung der Konsumenten. 

Kaufkraft der Konsumenten am Leben halten

Es ist wichtig, dass Unternehmen auch bei sinkenden Umsätzen ihre Arbeitnehmer weiterhin bezahlen können. Einige Regierungen tun das, etwa in Form von Kurzarbeitergeld. 

Andere Länder gehen weiter: Dänemark will Beschäftigten, deren Arbeitsplätze wegen der Coronavirus-Krise bedroht sind, finanziell unter die Arme greifen. Der Staat werde 75 Prozent der Löhne zu zahlen, wenn Unternehmen ihre Arbeitnehmer nicht entlassen.

In der Schweiz hat der Bundesrat ein 10-Milliarden-Paket zur Soforthilfe für die Wirtschaft verabschiedet, vor allem für Kurzarbeitsgeld sowie Darlehen und Überbrückungshilfen für Unternehmen. Ob das reicht, hängt vor allem davon ab, wie lange die Krise andauert. Die Massnahmen des Bundes gingen nicht weit genug, kritisieren einige Ökonomen. Zwei ETH-Wirtschaftsprofessoren fordern einen «Schweizfonds» mit 100 Milliarden Franken, um Firmen in der Krise zu unterstützen.

Derweil greifen viele Länder wesentlich tiefer in die Tasche, um ihren Unternehmen unter die Arme zu greifen.

«Bazooka» bis Verstaatlichung

Schweden hat bisher den gewagtesten Vorstoss gemacht: Die Regierung erlaubt den Unternehmen des Landes, ihre Steuerzahlungen bis zu einem Jahr auszusetzen. Das würde den Staat umgerechnet etwa 29 Milliarden Franken kosten – beziehungsweise etwa 6 Prozent des BIP. 

Zum Vergleich: Das Schweizer BIP beträgt rund 690 Milliarden Franken im Jahr. Bund und Kantone erwirtschaften seit Jahren gewaltige Haushaltsüberschüsse. Da erscheinen 10 Milliarden Franken wie ein Tropf auf dem heissen Stein.

Deutschland will rund 500 Milliarden Euro für Unternehmen bereitstellen, und zwar über Kredite, Bürgschaften, Steuerstundungen. Als «Bazooka» bezeichnete Bundesfinanzminister Olaf Scholz die Massnahmen. Auch Kurzarbeitergeld zählt dazu.

Frankreich gewährt 45 Milliarden Euro für Unternehmen und Arbeitnehmer, unter anderem für Steuererleichterungen. Hinzu kommt ein Paket über 300 Milliarden Euro an Staatsbürgschaften. Notfalls will Präsident Macron  Unternehmen sogar verstaatlichen.

Hypothekenzahlungen aussetzen

Italien – das in Europa am stärksten vom Coronavirus betroffen ist – hat Massnahmen von 25 Milliarden Euro beschlossen. Wofür das Geld im einzelnen verwendet wird, ist noch nicht bekannt. Geplant seien aber 500-Euro-Direktzahlungen an Selbständige. Neben Hilfen und Kreditbürgschaften für Unternehmen, will die Regierung offensichtlich auch Kredit- und Hypothekenzahlungen aussetzen.

Spanien stellt ein Hilfsprogramm von 200 Milliarden bereit – das entspricht 20 Prozent des spanischen Wirtschaftsleistung. Die Hälfte davon sind staatliche Kreditbürgschaften für Unternehmen, um Liquiditätsengpässe vorzubeugen, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Zudem sollen Hypothekenzahlungen und Stromrechnungen gestundet werden können, wenn Menschen nun wegen der Krise in finanzielle Nöte geraten, weil sie etwa von Kurzarbeit oder Zwangsurlaub betroffen sind.

Auch Grossbritannien ist bereit zu «whatever it takes». Die Regierung kündigt ein 350-Milliarden-Pfund-Paket an: Der Grossteil in Form von Kreditabsicherungen und Steuerstundungen von bis zu einem Jahr. Aber auch die Konsumenten werden entlastet: Hypothekenzahlungen können bis zu drei Monaten ausgesetzt werden.  

Viele Experten raten von Geldgeschenken wie in den USA und Hongkong ab. Denn eine pauschale Auszahlung an alle Bürger – sogenanntes Helikoptergeld – ginge auch an Personen, die das Geld gar nicht brauchen. Sinnvoller sind gezielte Hilfen für betroffene Gruppen wie Kurzarbeiter und Arbeitslose, sowie an Selbständige, die nun teilweise ganz ohne Einkommen dastehen.