Anlegerinnen und Anleger wetten immer häufiger gegen den Euro, das zeigt eine Analyse der «Financial Times». In der Woche vom 23. August haben die Spekulanten ihre Short-Position auf den Euro auf 44’100 Kontrakte ausgebaut. Das sind 1300 mehr als in der Vorwoche.

Letztmals so hoch waren die Wetten zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. Investoren hielten damals 86’700 Kontrakte gegen den Euro. Mit diesen Short-Positionen wetten Anlegerinnen und Anleger auf einen Wertverlust der europäischen Gemeinschaftswährung. Fällt der Euro, verdienen sie Geld.  

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Die Gründe für den Pessimismus liegen hauptsächlich in der Energiekrise: «Der wichtigste Faktor für die nächsten Wochen ist, was mit der Nord Stream 1 und den erhöhten Gaspreisen passiert», sagt Mark McCormick, globaler Leiter der Devisenstrategie bei TD Securities, zur FT.

Auch TD Securities ist in den Euro-Short-Handel eingestiegen und hat Gewinne mitgenommen. Im Gegensatz zu Europa sind die USA nicht so stark von der Gaskrise betroffen. Andere Währungen wie der Dollar und der Franken werden so zu einem sicheren Hafen.

Warum der Euro zum Franken und zum Dollar abstürzt

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Dazu kommt die hohe Inflation, die Europa im Atem hält. Im Juli erhöhten sich die Konsumentenpreise um 8,9 Prozent. Die Europäische Zentralbank um Chefin Christine Lagarde steht deswegen unter Druck, die Rufe nach einer deutlich höheren Zinserhöhung um​​ 0,75 Prozentpunkt​e​ werden lauter

Euro fällt unter Parität

Tatsächlich fällt der Euro auch am Montag unter die Parität zum US-Dollar und kostet am Morgen 0,9921 US-Dollar. Aber auch der Franken gibt gegenüber der US-Währung nach. Er hat am Morgen zwischenzeitlich die Marke von 97 Rappen überschritten.

Doch lohnt sich das Risiko für die Short-Anlegerinnen und -Anleger? Eine Gefahr gibt es: Der Geldfluss weg von Europa in die USA könnte in den nächsten sechs bis zwölf Monaten drehen.

Doch die Aussichten sind düster. «Die Befürchtung des Marktes ist, dass es sich nicht nur um einen schwierigen Winter handelt, sondern dass dies mindestens zwei Jahre lang so weitergehen könnte», sagt Jane Foley, Leiterin der Devisenstrategie bei der Rabobank, zur FT.

(tob)

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