Der Bundesrat hütet viele Geheimnisse. Doch eines ganz besonders: Welche Weine lagern in der Cave du Conseil fédéral, dem «Bundesratskeller»?

Seit Jahren fordern Journalisten Zugang, doch niemand erhält ihn. Über ein Jahr lang zoffte sich ein welscher Journalist mit der Bundeskanzlei über das Öffentlichkeitsgesetz (BGÖ). Sie verweigerte die Herausgabe einer Weinliste mit der Begründung, der Keller stehe den Bundesräten als Individuen zur Verfügung und falle deshalb in deren Privatbereich. Den Einwänden zum Trotz sprach das BGÖ eine Empfehlung aus, wonach das öffentliche Interesse überwiege und die Bundeskanzlei die Informationen mit dem Journalisten teilen solle.

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Auf diese Empfehlung nahmen auch wir Bezug, forderten die gleichen Informationen – und erhielten unerwartet eine Absage. Wie sich in Hintergrundgesprächen herausstellte, hatte auch jener Journalist trotz Empfehlung die Information nicht erhalten. Vermutlich eine Prinzipsache. Oder vielleicht auch, um die geheimen Gelüste unseres Bundesrats zu schützen?

Stellen wir uns mal vor, was es hier zu schützen geben könnte: Darf die Schweiz etwa nicht erfahren, dass der Tessiner Ignazio Cassis in Wahrheit vorrangig billigem Primitivo aus Italien frönt? Und Beat Jans kauft seine Weine wohl lieber im Badischen, wie das in Basel üblich ist – wo selbst der offizielle Staatswein des Kantons bis 2019 noch aus Süddeutschland stammte.

Vielleicht würde aber auch Vetterliwirtschaft bekannt, wenn der Waadtländer Guy Parmelin seine Abteile nur mit Weinen vom Weingut seines Bruders füllt. Oder er erhält ein waadtländisches Kantonsverbot, weil er statt Chasselas lieber französischen Chablis kauft.

Typisch: «Eidechsli-Wein»

<p>Weinkolumne</p>

Weinkolumne

Quelle: ZVG

Wäre die Schweiz eine Flasche Wein, dann ein Chasselas: typisch, traditionell und gefällig. Der Aigle les Murailles entspricht dem Bild. Den Wein mit dem Eidechsli kennt hierzulande fast jeder, er wird gern zum Apéro oder als Speisebegleiter getrunken. Mit dem Eidechsli-Wein macht man nichts falsch; ein typisch schweizerischer Kompromiss.

Aigle les Murailles, Henri Badoux, Waadt, 2023, 22.50 Franken, 13% vol. Alk.

Die geradlinige Karin Keller-Sutter hingegen verzichtet vermutlich ganz auf Wein aus Trauben. Ihr Abteil füllt sie mit Möhl-Saft aus dem Thurgau – vornehmlich alkoholfreiem. Ganz zur anderen Seite neigt ihre jurassische Amtskollegin Elisabeth Baume-Schneider. Bei der Pflege ihrer Schwarznasen kippt sie gerne ein Gläschen Absinth. In traditioneller Manier wäre es vermutlich ein im Keller gebranntes Eigenprodukt mit unbekanntem Alkoholgehalt. Getrunken aus einer Ovo-Tasse, wie dies früher die jurassischen Polizisten taten.

Auch beim Jüngsten im Bunde, dem Zuger Martin Pfister, kommt Hartes ins Glas. Er muss sich seinen Platz im Kollegium erst noch verdienen. Spass und Gespräche sind garantiert, wenn er mit einer Zuger Kirschtorte und einem Glas Kirsch an der Sitzung auftaucht. Fehlt noch der Kellerinhalt vom Berner Bauern Albert Rösti. Bekanntlich mag er keine Milch. Dafür trinke er gerne und zu viel Cola. Und er würde gerne Spanisch sprechen können. Da liegt eine Konklusion auf der Hand: Rösti huldigt dem spanischen Calimocho, einem Mischgetränk aus Rotwein und Cola. Ay, caramba!