Eine lückenlose Versorgungssicherheit und international wettbewerbsfähige Strompreise sind zentrale Anforderungen der Schweizer Industrie. Dies gilt auch unter dem Gesichtspunkt der technologischen Innovationen, die notwendig sind, um die Klimaziele zu erreichen.

Beides ist in der Schweiz auf absehbare Zeit aber fraglich. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission Elcom hat auf Handlungsbedarf bei der inländischen Stromproduktion im Winter hingewiesen.

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Stefan Brupbacher ist seit 2019 Direktor des Verbandes der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrieder Swissmem. Lukas Aebi ist seit 2019 Geschäftsführer des Nuklearforums Schweiz.

Der schrittweise Wegfall der Kernkraftwerke ohne eine technologieoffene Analyse künftiger Stromerzeugungsvarianten und die abnehmende Exportfähigkeit der Nachbarländer gefährden die Versorgungssicherheit in der Schweiz.

Strommangellage als grösstes Risiko für die Schweiz

Sofern nicht rechtzeitig neue Stromerzeugungsanlagen im Inland bereitgestellt werden, läuft der Verzicht auf Kernenergie auf eine Strategie massiver Stromimporte hinaus.

Das damit einhergehende Risiko von höheren Strompreisen beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Zudem können wir nicht einfach davon ausgehen, dass wir jederzeit genug Strom im Ausland einkaufen können.

Aus heutiger Sicht am ehesten realistisch sind Gas- und Gaskombikraftwerke.

Sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich wird bereits vor Engpässen bei der Stromversorgung gewarnt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz sieht in einer anhaltenden Strommangellage das grösste Risiko für die Schweiz mit einem wirtschaftlichen Schadenspotenzial von mehr als 100 Milliarden Franken.

Ein gutes Drittel des Schweizer Stroms aus Atomkraft

Die Schweizer Kernkraftwerke spielen bei der Stromversorgung eine entscheidende und verlässliche Rolle. Sie liefern pro Jahr rund 25 Terawattstunden, ein gutes Drittel der Schweizer Stromproduktion.

Im Winter liefern die Kernkraftwerke bis zur Hälfte des Schweizer Stroms. Zusätzlich sind in der kalten Jahreszeit jeweils beträchtliche Stromimporte notwendig. Für den Ersatz der Kernkraftwerke am Ende ihrer sicherheitstechnischen Lebensdauer brauchen wir wirtschaftliche Technologien für die Saisonspeicherung und andere Grundlastkraftwerke.

Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) hat im ersten Quartal die Auswirkungen der Covid-19-Krise zu spüren bekommen. Mehr hier.

Aus heutiger Sicht am ehesten realistisch sind Gas- und Gaskombikraftwerke. Diese sind flexibel einsetzbar, potenziell rasch realisierbar und würden einen Beitrag zur Entschärfung einer allfälligen Winterstromlücke leisten.

Um solche Kraftwerke, die jedoch eine zwanzigmal schlechtere CO2-Bilanz ausweisen als die Schweizer Kernkraftwerke, klimapolitisch zu rechtfertigen, sind grosse Anstrengungen nötig – etwa in den Bereichen der CO2-Abscheidung, -einlagerung oder zur Herstellung CO2-neutraler synthetischer Gase.

Keine ideologischen Scheuklappen

Wohlgemerkt in industriellem Massstab und zu wettbewerbsfähigen Preisen. Gelingt die Klimaneutralität nicht, stehen solche Kraftwerke den ambitionierten Zielen unseres Landes und den Nachhaltigkeitsbemühungen der Industrie diametral entgegen. Die Energiestrategie 2050 müsste wohl als gescheitert betrachtet werden.

Wir brauchen zuverlässige Bandenergie und tun gut daran, den sicheren Betrieb unserer Kernkraftwerke so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Das verschafft uns Zeit für die Entwicklung von alternativen Stromproduktionskapazitäten und Speichertechnologien in der Schweiz.

Dabei darf es keine ideologischen Scheuklappen geben. Wenn wir bis 2050 klimaneutral wirtschaften und leben wollen, müssen wir energiepolitische Entscheidungen technologieneutral fällen.

Damit kann und will die MEM-Industrie mit der Entwicklung neuer Lösungen weiterhin dazu beitragen, dass Bevölkerung und Unternehmen verlässlich und klimaneutral mit günstigem Strom versorgt werden. Wir sind bereit für diesen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

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