Die Ukraine-Krise hat vielen Ländern vor Augen geführt, wie abhängig sie von Russland sind. Auch in der Schweiz will man unabhängiger werden. Allerdings hat das wirtschaftliche Folgen, wie die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) berechnet hat. Ein vollständiger Verzicht auf Öl und Gas aus Russland, würde das Schweizer Bruttoinlandprodukt um 3 bis 4 Prozent während zweier Jahre zurückgehen, wie die SonntagsZeitung berichtet. Weil andere Faktoren dies überkompensierten, dürfte die Schweizer Wirtschaft trotzdem wachsen und an einer Rezession vorbeischrammen, so die KOF.

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Auch wenn die Schweiz nicht vollständig auf russisches Öl und Gas verzichtet, muss in diesem Jahr mit Preissteigerungen von 10 bis 15 Prozent bei Lebensmittelpreisen gerechnet werden. Dies sagt John Plassard, Analagespezialist der Genfer Bank Mirabaud gegenüber der westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Die meisten Grundnahrungsmittel seien betroffen: Butter, Eier, Milch, Brot, Kekse und Speiseöle. Die grossen Schweizer Detailhandelsfirmen hätten ihre Preise bisher noch nicht erhöht, aber die aktuelle Krise werde sich in den nächsten Monaten sicherlich bemerkbar machen, sagte ein Sprecher der Migros.

Mehr Lohn und Tempolimit 80 auf der Autobahn

Wegen der Preissteigerungen fordert der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) allgemeine Lohnerhöhungen. Diese sollen Kaufkraftverluste der Konsumenten verhindern, berichtet der Sonntagsblick. Zusätzlich fordert der SGB in der SonntagsZeitung, dass der Bund die vereinfachte Kurzarbeit, von März bis Juni verlängert. Das soll vor allem der Tourismus- und Exportindustrie helfen Entlassungen zu vermeiden.

Die Grünen leiten aus den höheren Gas- und Ölpreisen ihre eigenen Forderungen ab: Parteipräsident Balthasar Glättli will in der NZZ am Sonntag, dass das Tempolimit auf Autobahnen auf 100 oder 80 Kilometer pro Stunde gesenkt, und die Beleuchtung der Nationalstrassen in der Nacht reduziert wird. Zudem sollen autofreie Sonntag eingeführt werden.

Intensivere Landwirtschaft und weniger Ökoprojekte

Die SP will die Krankenkassenprämien verbilligen, sollten die Heizkosten explodieren. Sie fordert zudem, dass ein Drittel der 300'000 Gasheizungen in der Schweiz durch Wärmepumpen ersetzt wird. Der Bund soll jedem Hauseigentümer für den Heizungswechsel mindestens 12'000 Franken zahlen, wie es in einem Strategiepaper heisst, aus dem die "SonntagsZeitung" zitiert. Der Vorschlag stammt von der SP, wird aber von Politikern der Mitte-Parteien und den Grünen unterstützt.

Die SVP fordert in der NZZ am Sonntag, dass der Bund auf einen Teil der Abgaben auf Treibstoff, Heizöl und Strom verzichtet. Um vom Ausland unabhängiger zu werden, sollen Schweizer Bauern zudem intensivere Landwirtschaft betreiben, also mehr Ertrag pro Fläche erzielen. Ökoprojekte sollen dagegen gestoppt werden, wie die SVP im Sonntagsblick äussert.

Dann kommt noch der Schweizer Tierschutz (STS), der in der NZZ am Sonntag seine Forderung äussert: Der STS will mit einer Volksinitiative die Supermärkte zwingen, mehr Fleisch aus tierfreundlicher Produktion günstiger anzubieten.

 

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