«Einfacher und transparenter», das sind die beiden Schlagworte, mit denen Lufthansa die neuen Regeln zum Erreichen eines Vielfliegerstatus im beliebten «Miles & More»-Programm charakterisiert. Ganz neu sind diese Regeln nicht, denn ursprünglich wurde der Programm-Relaunch schon 2019 angekündigt. Doch durch die Corona-Pandemie wurde er bis auf weiteres verschoben. Nun sollen die grundlegenden Änderungen bei Europas grösstem Vielfliegerprogramm ab Januar 2024 in Kraft treten.  

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Bisheriger Weg zum Vielfliegerstatus

Bisher sammeln «Miles & More»-Kunden die für die Erlangung eines Vielfliegerstatuslevels notwendigen Status- bzw. HON-Circle-Meilen basierend auf einer Kombination aus Flugdistanz und Buchungsklasse (diese gibt die Wertigkeit des Flugtickets wieder). Den Frequent Traveller Status (FTL) erreicht man ab 35’000 Statusmeilen pro Kalenderjahr, den Senator Status (SEN) ab 100’000 Statusmeilen und den HON Circle Status mit 600’000 HON Circle Meilen (innerhalb von zwei Kalenderjahren). Dieses Prinzip war für viele Kunden undurchsichtig, da sich die Buchungsklasse im Vergleich zur Reiseklasse (Economy, Premium Economy, Business, First Class) oft schwer spezifizieren lässt und gerade bei Reisen mit Partnerairlines für Verwirrung sorgte.  

Meilenkoenig

Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.

Alexander König

Alexander Koenig

Quelle: ZVG

Die neuen Punkteregeln

Mit Einführung der neuen Regeln 2024 spielen Buchungsklasse und Flugdistanz jetzt keine Rolle mehr. Ab dann gibt es nur noch eine deutlich simplere Differenzierung zwischen Reiseklasse (Economy, Premium Economy, Business, First Class) und Kontinental- vs. Interkontinental-Flügen. Für jedes kontinentale/interkontinentale Segment werden folgende «Points» gesammelt:  

  • Economy Class: 20 bzw. 60 Points
  • Premium Economy Class: 20 bzw. 80 Points
  • Business Class: 40 bzw. 200 Points
  • First Class: 40 bzw. 300 Points 

Auf einem Business-Class-Hin-und-Rückflug von Frankfurt nach New York sammelt man somit beispielsweise 400 Points. Dabei wird zwischen normalen Points und Qualifying Points unterschieden. Während man Erstere in der ganzen Star Alliance sammeln kann, sind Letztere nur den Flügen mit der Lufthansa Group (Lufthansa, SWISS, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Eurowings Discover, Air Dolomiti) bzw. mit den mitherausgebenden «Miles & More»-Airline-Partnern (Croatia Airlines, LOT Polish Airlines und Luxair) vorbehalten. 

Statusqualifikation

Mit 650 Points und 325 Qualifying Points gibt es den Frequent Traveller Status, mit 2000 Points und 1000 Qualifying Points den Senator-Status. D. h., man kann den Status nur dann erlangen, wenn die Hälfte der Punkte mit der Lufthansa Group bzw. mit mitherausgebenden «Miles & More»-Airline-Partnern eingeflogen wurde. Wer den HON Circle Status erreichen will, muss 6000 HON Circle Points auf Flügen mit der Lufthansa Group bzw. mit mitherausgebenden «Miles & More»-Airline-Partnern ausschliesslich in der Business und First Class sammeln. Alle Statuslevels gelten ab 2024 nur noch für ein Jahr und nicht wie bisher für eine Periode von zwei Jahren. 

Gewinner und Verlierer

Eine so umfassende Änderung der Qualifizierungsrichtlinien dürfte bei vielen Kunden die Chancen auf die Erreichung eines Vielfliegerstatus oder dessen Erhalt stark beeinflussen. Das neue «Miles & More»-Programm belohnt eindeutig, viel zu fliegen – es incentiviert jedoch nicht teures Fliegen. Wer bis jetzt vor allem auf günstigen Tickets in der Business Class unterwegs war, sammelte bisher nicht mehr Statusmeilen als mit einem günstigen Premium-Economy-Class- oder mit einem teuren Economy-Class-Ticket. Mit dem Schwenk weg von der Berücksichtigung von Flugdistanz und Buchungsklasse (Wertigkeit des Flugtickets) hin zu einer reinen Betrachtung der Reiseklasse (Economy, Premium Economy, Business, First Class) sammeln günstige interkontinentale Business-Class-Tickets auf einmal 2,5-mal so viele Points wie Premium-Economy-Class-Tickets.  

Die neue BILANZ ist da!

Mit diesen Themen: Das neue Leben des Pierin Vincenz / KI im Asset Management / OC Oerlikon – vom Riesen zum Zwerg. Jetzt am Kiosk.

Premium Economy der grösste Verlierer 

Daraus folgt auch, dass Kunden, die innerhalb der niedrigen Reiseklassen (Economy Class, Premium Economy Class) bisher auf teuren Tickets unterwegs waren, ab 2024 einen deutlich schwereren Weg zum Vielfliegerstatus haben werden. Besonders betroffen sind dabei Reisende in der Premium Economy Class, bisher ein «Sweet Spot» für das Sammeln von Statusmeilen. Doch im neuen System liegt die Points-Ausbeute nur ein Drittel über der eines günstigen Economy-Class-Tickets.  

Kurze Distanzen häufig fliegen

Im neuen System erhält man für einen Flug nach Dubai dieselbe Anzahl an Points wie für den mehr als doppelt so langen Flug nach Buenos Aires. So gesehen werden, weil die Flugdistanz als Faktor entfällt, diejenigen benachteiligt, die regelmässig auf längeren Routen unterwegs sind. Auf der anderen Seite gilt: Wer bisher jede Woche in der günstigsten Economy Class in Europa hin- und hergeflogen ist, konnte trotzdem nur Frequent Traveller werden. Der Senator Status war immer noch fern. Jetzt würden 50 Economy-Class-Return-Flüge mit der Lufthansa Group in Europa ausreichen, um 2000 Points und 2000 Qualifying Points, also die Qualifikation zum Senator, zu erreichen. Am Ende bleibt die Frage: Ist es ein sinnvolles Ziel, viel und günstig zu fliegen zu belohnen? 

Neue Programmbestandteile

Eine weitere grundlegende Änderung ab 2024 ist die Abschaffung der Status Stars, diese wurden bisher auf Grundlage einer Formel aus Mitgliedsdauer und Statuslevel vergeben und hatten keinen praktischen Nutzen. Um langjährige Kunden trotzdem entsprechend zu honorieren, formalisiert Lufthansa das Lifetime-Status-Programm. Kunden können im neuen «Miles & More»-Programm mit 30’000 Qualifying Points den Lifetime Frequent Traveller und mit 40’000 Qualifying Points den Senator Status auf Lebenszeit erhalten. Die bisher gesammelten Status-Stars-Punkte (ersichtlich in der «Miles & More»-App) werden im Verhältnis 1:2 in Lifetime Qualifying Points umgewandelt.  

Fazit

Die schon im Jahr 2019 angekündigten und pandemiebedingt verschobenen neuen Regeln für die Statusqualifizierung im «Miles & More»-Programm treten mit leichten Änderungen ab 2024 in Kraft. Die neuen Regeln sind in der Tat transparenter und einfacher verständlich als das bisherige System. Je nach Flugprofil wird für Kunden unter den neuen Regeln die Qualifizierung für eines der begehrten Vielfliegerstatuslevels einfacher oder schwerer. Zu den Gewinnern gehören Kunden, die oft auf günstigen Business-Class-Tickets reisen, während Kunden mit teuren Tickets in der Economy oder Premium Economy Class zu den grössten Verlierern zählen dürften.  

Die Einführung formaler Kriterien für die Erlangung eines Status auf Lebenszeit sind positiv zu bewerten und dürften bei vielen langjährigen Kunden auf Zustimmung stossen, während die Reduzierung der Statuslaufzeit auf ein Jahr insgesamt eine deutliche Verschlechterung ist. Je nach Flugprofil ist es deshalb ratsam, den Lufthansa-Vielfliegerstatus noch einmal 2023 unter den alten Regeln für zwei Jahre zu verlängern oder für bis zu fast drei Jahre neu zu erlangen. Mit meilenoptimierten Routings sollte dies z. B. für den Senator Status ab 5000 CHF möglich sein. 

Meilenkoenig-Kolumne

Mehr vom Meilenkoenig lesen Sie hier:

  • Mit dem neuen Programm sammeln Vielflieger auch rückwirkend Meilen – und das gleich doppelt. Das Angebot gilt für alle Flüge der Lufthansa-Group. Mehr dazu hier.
  • Viele setzen grosse Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Pandemie. 5 Phasen sollen danach zu einem Reiseboom führen. Mehr dazu hier.
  • Lufthansa verschiebt sein neues Statusprogramm für Vielflieger nochmals. Für Miles&More-Kunden ist das nicht unbedingt schlecht. Mehr dazu hier.
  • Bei Reisen in viele Länder drohen zehn Tage Zwangsquarantäne. Doch ist dies verhältnismässig? Und wie lässt sich das Risiko deutlich senken? Mehr dazu hier.
  • Weil der interkontinentale Flugverkehr still steht, können Vielflieger ihren Status nicht aufrechterhalten. Lufthansa kommt ihnen erneut entgegen. Mehr dazu hier.
  • Airlines sind in ihren Fliegern um Abstand und Privatsphäre bemüht. Doch nicht jeder gelingt das gleich gut. Die Schweizer sind nur Mittelmass. Mehr dazu hier.
  • Mit Meilenverkäufen versuchen Airlines Liquidität einzustreichen. Der Kunde profitiert, denn Meilen lassen sich damit so günstig wie selten erwerben. Mehr dazu hier.
  • Für Tausende Kunden ist die Lufthansa-Rettung eine gute Nachricht. Besonders Vielflieger können aufatmen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Viele Airlines kommen den Mitgliedern ihrer Vielfliegerprogramme entgegen. Auch Swiss zeigt sich kulant – zumindest gegenüber einer Kundengruppe. Mehr zu den Kulanzregelungen lesen Sie hier.
  • Vielflieger sorgen sich aktuell um ihren Meilenstatus. Was die Corona-Krise für sie bedeutet. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Wer viel reist, zählt zur Risikogruppe des Coronavirus. Doch mit den richtigen Verhaltensregeln lässt sich das Ansteckungsrisiko minimieren. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Lufthansa führt ein neues Punktesystem zur Statusvergabe ein. Doch nicht alle profitieren von den Miles-&-More-Änderungen. Im Gegenteil. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Lufthansa hat sein Vielfliegerprogramm Miles-&-More umgekrempelt. Was sich ändert und wie Sie nun neu den Vielfliegerstatus erreichen – mehr dazu lesen Sie hier.