Das Coronavirus zwingt die Welt in eine Rezession. In der Schweiz wird ein Einbruch von bis zu 3 Prozent der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr erwartet – alles hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Allein die Kurzarbeit trifft bereits 8 Prozent der Schweizer Beschäftigten. Zum Vergleich: In der Finanzkrise waren es innerhalb eines halben Jahres 2 Prozent.

Was also tun? Alle Professorinnen und Professoren des Department of Economics der Universität Zürich haben sich nun zusammengetan und legen ein gemeinsames Positionspapier vor. Darin greifen sie insbesonder das Dilemma zwischen der Pandemie-Bekämpfung einerseits und den Anforderungen der Wirtschaft andererseits auf. Dieses Dilemma, so die erste These, bestehe nur kurzfristig. «Mittelfristig hingegen ist das medizinisch Gebotene auch das wirtschaftlich Wünschenswerte.»

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Die wichtigste Massnahme seien nun Virustests und das sogenannte «Contact Tracing», die Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten. So könne die Wirtschaft allmählich wieder zur Normalität zurückkehren.

Die zweite These der 36 Unterzeichner: Der wirtschaftliche Schaden der Krise hängt massgeblich von der Ausgestaltung der wirtschaftspolitischen Reaktion ab. Nun müssten Notlagen vermieden und Strukturen «eingefroren» werden. 

Flächendeckende Test vs. Lockdown

Derzeit werden in der Schweiz täglich 8000 Tests durchgeführt. Zu wenig, sagen die Experten und rechnen vor: Ein Test und die Nachverfolgung der Kontakte bei Infizierten kostet rund 300 Franken. Eine Woche Lockdown kostet hingegen schätzungsweise 4 Milliarden Franken. Das heisst: Könnte man eine Woche Lockdown verhindern, so könnten 13 Millionen Tests durchgeführt werden. 

Doch ist das auch möglich? Über Nacht wohl nicht, denn die derzeitigen Kapazitäten reichen bei Weitem nicht aus. «Für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz ist die längerfristige Aufrechterhaltung eines rigorosen Testregimes besonders wichtig», heisst es in dem Papier. 

Einfrieren der Wirtschaft

Was besonders tückisch ist in dieser Krise, ist der Nachfrageschock: Wenn Menschen kein Geld mehr ausgeben können, kann auch durch staatliche Unterstützung weder der Konsum noch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen angekurbelt werden.

Der Staat müsse aber zumindest kurzfristig die Einkommensausfälle von Privathaushalten – etwa in Form von Kurzarbeit – und Unternehmen ersetzen. Die UZH-Ökonomen schlagen daher vor, dass die Wirtschaft «eingefroren» wird. In der Zwischenzeit müssen sie mit Liquidität versorgt werden, wie vom Bundesrat gerade verabschiedet. 

Hilfspaket trifft auf Unternehmen

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Kurzfristig sei vielen Firmen zwar geholfen, aber am Ende der Krise befürchten die Experten eine Überschuldung. Dies könnte viele Firmen davon abhalten, die staatlichen Liquiditätshilfen überhaupt zu beantragen.

Wie soll der Staat all das finanzieren? Kein Problem, sagen die Autoren. Die Staatsschuldenquote von 40 Prozent sei im internationalen Vergleich niedrig. Und auch das derzeitige Paket des Bundesrat von rund 40 Milliarden Franken würde diese nur unwesentlich erhöhen. 

Ein Land wie die Schweiz könne auch mit einer Verschuldung von 60 bis 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gut leben. Will heissen: Die Schweiz hat enorm viel Luft nach oben. Dagegen ist das Hilfspaket des Bundes wohl geradezu bescheiden.

(mlo)